Mittelalterliche Elfenbeinarbeiten im Dialog
Die Sammlung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt zu Gast im Bayerischen Nationalmuseum
Laufzeit: 27. März 2010 bis 31. Oktober 2010
Von März bis Oktober 2010 können die mittelalterlichen Elfenbeinarbeiten des Hessischen Landesmuseums Darmstadt erstmals im direkten Vergleich mit den Werken des Bayerischen Nationalmuseums gezeigt werden. Damit werden zwei traditionsreiche und hoch bedeutende Sammlungen einander gegenübergestellt. So lassen sich Qualität und Bandbreite mittelalterlicher Elfenbeinarbeiten anhand von annähernd 100 Objekten aus dem 5. bis 15. Jahrhundert eindrucksvoll vor Augen führen. Die Darmstädter Elfenbeinarbeiten gehen zum großen Teil auf die Sammlung des Kölner Barons von Hüpsch (1730-1805) zurück; die Hauptwerke des Münchner Bestands stammen aus dem Fundus der Wittelsbacher und aus der Bamberger Sammlung des Martin Joseph von Reider (1793-1862).
Aus der Gegenüberstellung der Darmstädter und der Münchner Sammlungen ergibt sich die einmalige Gelegenheit, ehemals zusammengehörige Werkgruppen wieder zusammenzuführen. Mit den vier Bildtäfelchen, die im 10. Jahrhundert für den Magdeburger Dom geschaffen wurden, sind Hauptwerke ottonischer Elfenbeinkunst in München auf Zeit wieder vereint. Daneben werden in Frankreich gefertigte Elfenbeinarbeiten des 14. Jahrhunderts in den Kontext verwandter Stücke gestellt, ebenso wie Werke der italienischen Embriachi-Werkstatt oder arabisch beeinflusste Schmuckkästchen aus Süditalien.
Die Ausstellung führt das Spektrum der Verwendungsmöglichkeiten des kostbaren Elfenbeins vor Augen. Im Zentrum der Präsentation stehen Objekte aus dem kirchlichen Bereich wie Reliquienschreine, Tragaltäre oder Bucheinbände. Daneben diente Elfenbein nach islamischem Vorbild aber auch der höfischen Repräsentation. Die ausgestellten Schmuckkästchen zeugen hiervon ebenso wie verschiedene Schachfiguren oder Spiegelkapseln. Entscheidend für die Wahl des Werkstoffs war dabei immer die außerordentliche Wertschätzung, die man dem seltenen Material beimaß. Schon in der Antike hatte man auf Elfenbein vor allem für Götterbilder zurückgegriffen. Im Mittelalter fand nicht nur Elfenbein von Elefanten Verwendung, sondern auch der vermeintlich vom Einhorn stammende Zahn des Narwals, Walrossbein und sogar Flusspferd-Elfenbein. Ausgewählte Objekte aus dem Fundus der Zoologischen Staatssammlung München sowie aus der naturkundlichen Sammlung des Darmstädter Museums illustrieren diese Aspekte. Historische Werkzeuge führen dem Besucher die besonderen Techniken vor, mit denen der wertvolle Rohstoff von hoch spezialisierten Künstlern bearbeitet wurde.
Katalog: Ergänzend zum wissenschaftlichen Bestandskatalog Die mittelalterlichen Elfenbeinarbeiten des Hessischen Landesmuseums Darmstadt von Theo Jülich (Regensburg 2007, 39,90)
Zur Museumseite: Bayerisches Nationalmuseum
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