Jupp Schwindling 1912-1957 - ein Merziger Künstler
Laufzeit: 28. März 2010 bis 22. August 2010
Der Merziger Künstler Josef Schwindling genannt Jupp wurde am 8. April 1912 in Merzig geboren und starb dort am 9. September 1957.
Jupp Schwindling wohnte mit seiner Familie in der Wagnerstraße in Merzig. Sohn
Helmut lebt heute mit seiner Familie in Bitburg, pflegt aber intensive Kontakte zu seiner Heimatstadt.
Jupp Schwindling begann im Jahre 1926 eine Lehre bei Villeroy & Boch. 1929 unterbrach er seine Lehrzeit und wurde Schüler bei der "Handwerker und Kunstgewerbeschule in Elberfeld". Dort hatte er bei unterschiedlichen Professoren Unterricht z.B. am Montagvormittag "Zeichnen u. Malen nach Geräten und Naturobjekten, Porträt" bei Prof. Seitz.
Nach diesem Studienaufenthalt arbeitete er als Keramikmodelleur bei der Firma Villeroy & Boch und fertigte die traditionellen Produkte der Firma wie Kleinplastiken und Gebrauchskunst, die teilweise in serienmäßiger Massenproduktion hergestellt wurden. Diese Tätigkeit erforderte großes technisches Können und Sicherheit im Umgang mit dem empfindlichen Material Terrakotta.
Aber der Schöpfungsprozeß und die Einmaligkeit eines Kunstwerkes waren für Jupp Schwindling von besonderer Bedeutung und so widmete er sich intensiv der freien künstlerischen Arbeit. Maßgeblichen Einfluß auf diese Entwicklung hatte die Trierer Professorin Änni Hoeffken-Hempel.
Dem Material Terrakotta blieb Schwindling treu. "Bei Stein und Holz dauert es mir zu lange" sagte er und fügte weiter hinzu: "Wenn ich Lust zum Schaffen habe, muß es schnell gehen, sonst werde ich ungeduldig". Temperament muß Schwindling schon gehabt haben, so soll er Werke, die seinen Ansprüchen nicht genügten, umgehend zerstört haben. Auch die jeweilige Gipsform zerschlug er nach gelungenem Brand/Guß.
Hauptthemen seiner freien künstlerischen Arbeit bildeten die menschliche Gestalt, Porträts und Tierfiguren. Auch politische Themen waren Schwindling nicht fremd, ebenso bildete die Bibel "einen unerschöpflichen Schatz an bildhauerischen Motiven". Anschaulich zeigt dies in dieser Ausstellung ein ausdrucksstarker Christuskopf, eine Dauerleihgabe von Robert Rheinert aus Merzig. Auch wunderschöne Madonnenfiguren, die Ruhe und Andacht ausstrahlen, finden sich im Werk von Schwindling.
Jupp Schwindling hat naturalistisch gearbeitet, seine Werke sind klar aufgebaut und ruhen in sich. Entsprechend dem damaligen Zeitgeist sind auch in seinem Werk Anzeichen zur Abstraktion zu beobachten. Schwindling hat vereinfacht, er verzichtete weitgehend auf Details und individuelle Züge. Für ihn hat die Form, das Volumen Bedeutung. So entstanden im Laufe seiner Tätigkeit voluminöse Figuren in vollendetem Ebenmaß. Figuren, die in ihrem geschlossenen Volumen unendliche Ruhe und harmonische Ausgewogenheit ausstrahlen und zeitlos wirken. Seine Tiergruppen dagegen zeigen kraftvolle Lebendigkeit.
Mit der Eisbären-Gruppe im Merziger Schwimmbad Heilborn hat die Merziger Bevölkerung wohl den ersten und engsten Kontakt mit dem Werk von Jupp Schwindling erhalten.
"Die Bären-Gruppe von Jupp Schwindling ist ein Stück Stadtgeschichte", wie unlängst in der Saarbrücker Zeitung zu lesen war oder "Die Bärengruppe wurde in all den Jahren längst zum Wahrzeichen des Heilborn-Bades." Leider ist nur ein Eisbär von der Gruppe übrig geblieben, für die Schwindling am 12.03.1934 die Entwürfe gezeichnet hat und die wohl im Frühjahr 1936 aufgestellt wurde. Ein Bild aus dem Jahre1943 zeigt Jupp Schwindling vor seinem Werk. Bei einem Luftangriff 1944 wurde die Tiergruppe stark beschädigt seitdem fehlt der zweite Bär. Anläßlich der Ausstellung im Museum Schloss Fellenberg wird der zweite Eisbär als kleine Figur im Atelier Kutsche Losheim rekonstruiert und während der Ausstellung verkauft.
Franz Büdinger, der das Firmenarchiv aufgebaut und betreut hat, hat sich intensiv mit dem künstlerischen Werk von Jupp Schwindling auseinandergesetzt. Er organisierte auch die 1. Ausstellung mit Werken von Jupp Schwindling, die 1988 in der Merziger Stadtbibliothek gezeigt wurde.
Unterstützt wurde die Ausstellung von Familie Helmut Schwindling, Villeroy & Boch AG Unternehmensarchiv, Franz Büdinger, Agnes Müller, dem Keramikmuseum Mettlach, Sammlungen Villeroy & Boch, Ester Schneider und Wiebke Weigang, Biel-Bienne (Schweiz).
Zur Museumseite: Museum Schloss Fellenberg
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