Neo Rauch Begleiter
Laufzeit: 20. April 2010 bis 15. August 2010
Neo Rauch, 1960 in Leipzig geboren, ist zweifellos der international bedeutendste und am meisten diskutierte deutsche Maler seiner Generation. Die Pinakothek der Moderne in München und das Museum der bildenden Künste in Leipzig widmen seinem Schaffen eine umfassende Ausstellung, die gleichzeitig an beiden Orten zu sehen ist.
Jeweils 60 Gemälde sind in Leipzig und München zu sehen. In enger Zusammenarbeit mit Neo Rauch ausgewählt, stammen die Arbeiten aus allen Schaffensphasen einer Entwicklung, die vor rund
20 Jahren begonnen hat. Bewusst verzichtet die Ausstellung auf eine streng chronologische Anordnung der Werke. Vielmehr gliedert sie sich nach klimatischen Aspekten, die charakteristische, oft wiederkehrende Themen und Motive umso klarer hervortreten lassen. Viele der überwiegend großformatigen Gemälde waren noch nie vorher in Europa zu sehen. Ein Großteil stammt aus Privatsammlungen und wird überhaupt erstmals öffentlich gezeigt.
Neo Rauchs Malerei verhandelt gesellschaftliche Themen und die psychische Verfasstheit unserer gegenwärtigen Kultur, die sich in unterschiedlichsten Medien artikuliert und mehr denn je durch diese definiert. Rauchs Werk reflektiert das beginnende 21. Jahrhundert als ein Zeitalter der Aufklärung und der Verunklärung gleichermaßen, als eine Epoche des globalen Zeigens und Verbergens, der gezielten Desinformation und öffentlicher Lügen. Dabei vermischen sich alte und neue Bilder, werden Mythen neu und umgeschrieben, alternative Identitäten erfunden, Images manipuliert und entlarvt, gefeiert und verdammt.
Eindrucksvoll spiegelt das Werk von Neo Rauch die spezifische Stimmungslage unserer Gegenwart wider. Seine Bilder sind von hoher Dramatik und tiefer Einsamkeit, von Surrealität und Geheimnis geprägt. Die unverwechselbare Malerei knüpft an die große kunsthistorische Tradition an an Tizian, Tintoretto oder El Greco, die in der Alten Pinakothek mit hervorragenden Beispielen vertreten sind.
Als weitere, moderne Bezugspunkte benennt der Künstler Beckmann, Bacon, Beuys und Baselitz, die gleichfalls in unmittelbarer Nachbarschaft gezeigt werden.
Stilistische Merkmale des Werks grafische Elemente, das Schablonenhafte, manchmal Bilderbogenartige verdichten sich zur inhaltlichen Aussage. In der collageartigen Zusammenführung bestimmter Einzelmotive entsteht ein sperriger Zusammenhang, in dem Räume und Gegenstände, Kostüme, Haltungen und Rituale der wie ausgeschnitten wirkenden Akteure ihre eigene Sinnentleertheit preisgeben. Auf diese Weise verweigern sich Rauchs Bilder jedem erzählerischen Illusionismus und verweisen auf ihren grundsätzlichen, modellhaften Charakter. Die Welt erscheint als Theater und »Vorführung«, wie eines der zentralen Gemälde aus dem Jahr 2006 betitelt ist.
Vordergründig einer vergangenen Zeit verbunden, bei genauerer Betrachtung jedoch über den Zeiten stehend, lässt sich in Neo Rauchs Malerei eine Gesellschaftskritik erkennen, die aus dem Abstand des vermeintlich Historischen heraus um so kraftvoller argumentiert. In ihrer fremdartigen Ausstrahlung, mit scheinbar verbrauchten Stoffen und unbenutzbarem Vokabular ermöglichen die Bilder die aktive Auseinandersetzung mit starr gewordenen Denk- und Handlungsformen. Sie fordern die kritische Befragung von ideologisch besetzten Bildformeln heraus und plädieren für eine ästhetische Vorurteilsfreiheit.
Katalog: Ein umfangreiches Katalogbuch begleitet die Ausstellung. Es enthält einen eigens hierfür verfassten Essay von Uwe Tellkamp sowie zahlreiche ausführliche Werkbeschreibungen von Kunsthistorikern, Kritikern und Künstlerfreunden, darunter Michaël Borremans, Jonathan Meese und Luc Tuymans.
Zur Museumseite: Pinakothek der Moderne
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