100 Jahre Kiepenheuer-Verlage (1910-2010) - Verlagsgeschichten im deutsch-deutschen Spannungsfeld
Laufzeit: 28. Februar 2010 bis 09. Mai 2010
Die Ausstellung zeichnet den Sonderweg des 1910 in Weimar gegründeten Kiepenheuer-Verlags nach, der nach seiner Spaltung im Anschluss des Zweiten Weltkriegs in beiden Teilen Deutschlands als Gustav Kiepenheuer Verlag in Weimar und später Leipzig sowie in Köln als Kiepenheuer&Witsch (KiWi) parallel fortbestand. Betrachtet wird außerdem das Schicksal beider Verlage nach der politischen Wende. Beide Verlage sind inzwischen in großen Verlagsgruppen aufgegangen. Der Markenname Kiepenheuer besteht jedoch weiterhin und erfährt in der Ausstellung eine umfassende Aufarbeitung. Gezeigt wird bisher wenig bekanntes Archivmaterial.
1910 von Gustav Kiepenheuer gegründet, avancierte der Verlag in der Weimarer Republik mit Autoren wie Anna Seghers, Bertolt Brecht, Georg Kaiser und Joseph Roth zu einem kulturellen Leitverlag des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit. Die Teilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg spaltete auch den Verlag. Eine spannende Geschichte erzählt die parallele Entstehung und Entwicklung des Gustav Kiepenheuer-Verlags in Weimar und Kiepenheuer & Witsch (KiWi) in Köln.
Der KiWi-Verlag war in der DDR kaum bekannt, obwohl die Bücher seiner berühmten Hausautoren Heinrich Böll, Gabriel Garcia Márquez oder J.D. Salinger als Lizenztitel geradezu Kultstatus genossen. Hingegen avancierte der im Westen längst vergessene, von der Verlegerwitwe Noa Kiepenheuer weitergeführte Weimarer Privatverlag in den 1970er Jahren zum Zentrum der Leipziger Verlagsgruppe Gustav Kiepenheuer, dem u.a. die Verlage List, Dieterich und Insel angehörten.
Hundert Jahre nach der Gründung sind die beiden im geteilten Deutschland mehr oder weniger feindlichen Brüder in großen Verlagsgruppen aufgegangen. Gustav Kiepenheuer gehört zum Aufbau-Verlag und seit Anfang 2003 befindet sich in Leipzig nur noch das Archivgut, das im Staatsarchiv Leipzig verwahrt wird. Kiepenheuer & Witsch gehört zur Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck, das Verlagsarchiv wurde mit dem Kölner Stadtarchiv 2009 vom Erdboden verschluckt.
Die Ausstellung ist in zehn Themenbereiche gegliedert, die die wechselvolle Geschichte der Kiepenheuer-Verlage vom Kaiserreich bis zur Auflösung in der Nachwendezeit nachzeichnen. Sie bietet Einblicke in das Wirken der beiden Verlegerpersönlichkeiten Gustav Kiepenheuer sowie Joseph Caspar Witsch und stellt legendäre Lektoren und auch Schriftsteller vor, die die Kiepenheuer-Geschichte auf besondere Weise prägten.
Die Ausstellung ist das Ergebnis einer Kooperation des Museums mit der Buchwissenschaft der Universität Leipzig, dem Staatsarchiv Leipzig, der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig sowie der Pavillon-Presse Weimar und wird u.a. gefördert durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
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