Clemens-Sels-Museum
41460 Neuss
Am Obertor

Nonnen, Bauleute, Pilger
Das Stift St. Quirin und 800 Jahre Quirinusmünster

Laufzeit: 21. Juni 2009 bis 27. September 2009

Vor 800 Jahren begannen am 9. Oktober 1209 laut der Inschrift des Grundsteins unter einem Meister Wolbero die Bauarbeiten für das Neusser Quirinusmünster. Jahrzehnte später war dann um 1240 die im spätromanischen Stil erbaute Kirche fertig gestellt. Die 800-jährige bewegte Geschichte dieses außergewöhnlichen kirchlichen und städtischen Monuments wird nun in einer Jubiläumsausstellung bis zur Gegenwart dargestellt.
Eine wichtige Rolle spielt dabei aber auch der Blick auf die Ursprünge des Münsters und der christlichen Gemeinde in Neuss. Es werden historische Fragen nach dem römischen, fränkischen und christlichen Erbe thematisiert sowie das Wissen um die kirchlichen Vorgängerbauten des Quirinusmünsters dokumentiert. So muss bereits im 9. Jahrhundert die Kaufmannssiedlung, die auf dem Areal der heutigen Neusser Innenstadtbereich existierte, eine Kirche gehabt haben. Im Laufe des 10. Jahrhunderts bauten dann Benediktinerinnen ihren neugegründeten Konvent an das bestehende Gotteshaus an, wodurch es zur Kloster- bzw. Münsterkirche wurde. Diese Kirche ersetzte man im 11. Jahrhundert durch einen größeren Bau, bis dieser 1209 zum heutigen Quirinusmünster verändert wurde.
Warum man 1209 mit den Arbeiten für das spätromanische Münster begann, liegt im Dunkeln. Vielleicht wollte man wie in anderen Städten ein repräsentativeres Gotteshaus errichten. Vielleicht waren auch die vielen Pilger ausschlaggebend, die zu den Gebeinen des heiligen Quirinus, dem Patron der Kirche, kamen. Möglicherweise hatten aber auch kriegerische Ereignisse des Jahres 1205 die alte Kirche in Mitleidenschaft gezogen.
Eine zentrale Stellung hat in der Ausstellung selbstverständlich die Epoche des 13. Jahrhunderts, in der Meister Wolbero mit dem Bau der neuen Kirche begann und in der sich in Kirche und Gesellschaft wichtige Entwicklungen anbahnten, die das Mittelalter prägen sollten: z.B. die Festigung der städtischen Rechte, die Entwicklung der Territorialherrschaft und die zunehmende Bedeutung der Laien in der Kirche und die Schaufrömmigkeit.
Das neue Münster vollendete man um 1240. Da sich Ende des 12. Jahrhunderts das Kloster in ein Damenstift mit weniger strengen Regeln umwandelte, wurde auch die Bezeichnung Stiftskirche üblich. Über der Krypta der Vorgängerbauten erhob sich nun eine dreischiffige Emporenbasilika und der Chor erhielt eine Dreikonchenanlage. Brände und Kriegsereignisse beschädigten häufig den Sakralbau, was Ausbesserungs- und Reparaturarbeiten notwendig machte. Trotzdem hat sich die Kirche weitgehend in ihrer 1209 angelegten Form erhalten.
Große Bedeutung erlangte die Münsterkirche im Spätmittelalter. Nachdem die Neusser die Belagerung durch den burgundischen Herzog Karl den Kühnen 1474/75 erfolgreich abgewehrt hatten, nahm die Wallfahrt zu Sankt Quirinus enorm zu, da man den Erfolg der Hilfe des Heiligen zuschrieb. Tausende von Pilgern kamen in die Stadt und suchten die Kirche mit den Quirinusreliquien auf. Sie machten die Stadt und das Münster in ganz Europa bekannt, zumal zahlreiche Wege der Jakobspilger über Neuss führten. Daher wird auch die Bedeutung des Münsters als geistliches Zentrum in der Ausstellung dokumentiert.
Die Präsentation, die den Besuchern auch die Möglichkeiten bietet, die damals bekannten Bautechniken selbst auszuprobieren, beschäftigt sich aber auch mit der Gegenwart des Quirinusmünsters, als spirituellen Mittelpunkt sowie als städtisches Wahrzeichen und touristisches Ziel, dieses noch heute bedeutenden romanischen Bauwerks entlang des Rheins.
Mit freundlicher Unterstützung Jubiläumsstiftung der Sparkasse Neuss

Katalog: Nonnen, Bauleute, Pilger - Das Stift St. Quirin und 800 Jahre Quirinusmünster: Begleitpubikation zur gleichnamigen Ausstellung im Clemens-Sels-Museum Neuss, 2009, 36 S.

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