Inspiriert vom Bauhaus
Laufzeit: 15. Mai 2009 bis 30. August 2009
Anderer Ausstellungsort:
Die 1950er Vase in Ost und West
In dieser Ausstellung widmen wir uns der 1950er-Jahre-Vase mit ihren vom Bauhaus ausgehenden Designformen. Die Kuratorin und Sammlerin Anne Feuchter- Schawelka zeigt aber auch, wie scheinbar banaler Zierat zum Gegenstand ideologischer Auseinandersetzung zwischen Ost und West wurde.
Die von der Sparkasse Mittelthüringen finanziell geförderte Ausstellung konzentriert sich auf einen einzigen, aber effektvollen Aspekt der Formgebung: Die Gestaltung der Blumenvase nach 1950. Damit wird ein alltäglicher Ziergegenstand der Manufaktur- und Handwerksproduktion vorgestellt, der auf den vom Bauhaus bzw. den Dornburger Werkstätten ausgehenden Designformen beruht.
Die von ehemaligen Bauhausmeistern und Bauhausschülern wie Theodor Bogler, Wilhelm Wagenfeld, Otto Lindig, Hanns Hoffmann-Lederer und anderen nach 1950 entstandenen Vasenformen gelten und galten als "Vorzeigemodelle" für moderne Vasen. Im Rückblick verblüfft besonders die divergierende Formenvielfalt der für die Keramik- und Glasindustrie entworfenen Vasen. Ihre organischen, asymmetrischen, formalstrengen, runden, aber auch unrunden Modelle, die dem Klischee vom Bauhausstil zu widersprechen scheinen, wurden vielfach kopiert und phantasievoll dekoriert und sie gaben Anlaß zum Streitgespräch über die "gute Form" und dem Kitsch. Im Osten Deutschlands wurde die Debatte u. a. in Horst Michels Weimarer Institut für Innengestaltung und im Westen vom wieder neu gegründeten Werkbund geführt. Die Bauhaus-Ästhetik bliebe unvollständig, würde man ihre Weiterentwicklung in den 1950er-Jahren nicht berücksichtigen.
Ein anderer Aspekt der Ausstellung ist auf die Funktion der Vase als Aufnahmegefäß für Blumen gerichtet. Neu war dabei der Bezug zur spezifischen Schnittblume, die jeweils "ihre" Vase finden sollte. So wurde die 1950 von Fritz Heidenreich entworfene Orchideenvase, hergestellt bei Rosenthal, legendär für das 50er-Jahre-Design: Die "schwangere Luise" fand unzählige Schwestern. Dem Modegeschmack entsprechend brachte man neue Arten von Schnittblumen auf den Markt, die Ost und West trennten. Ebenso wurde die Blumenstellkunst der Japaner, bei der mit wenig Blüten und Gehölz effektvolle Ikebana-Gestecke auf flachen Schalen arrangiert werden, für Deutschland entdeckt. All das erlaubte der Bevölkerung auch mit bescheidenen finanziellen Mitteln den Luxus, sich an zweckfreier Schönheit zu erfreuen.
Zur Museumseite: Museum für Thüringer Volkskunde
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