halle für kunst e.V.
21311 Lüneburg
Reichenbachstraße 2

Kabinett der Abstrakten - Original and Facsimile

Laufzeit: 24. Januar 2009 bis 08. März 2009

Halle fuer Kunst Lueneburg und das Museum of American Art Berlin freuen sich, die Ausstellung Kabinett der Abstrakten – Original and Facsimile zu praesentieren. Mit dem Nachbau des Kabinetts von El Lissitzky, das in den spaeten 1920er Jahren als Ausstellungsraum fuer abstrakte Kunst errichtet wurde, zeigt die Ausstellung „den ersten Versuch, die Bestaendigkeit des Ausstellungsdisplays und die Stasis epochaler Raeume zu ueberwinden“ in seinem rekonstruierten historischen und politischen Kontext.

Das Kabinett der Abstrakten entstand in enger Zusammenarbeit zwischen Alexander Dorner, dem Direktor des Provinzialmuseums in Hannover der Jahre 1925-1937, und El Lissitzky, einem der wichtigsten sowjetischen Avantgardekuenstler. Bereits kurz nach seiner Eroeffnung 1928 wurde das Kabinett zu einem der bedeutendsten Exponate des Provinzialmuseums. Alfred Barr, Gruendungsdirektor des New Yorker Museum of Modern Art, merkte an, das Abstrakte Kabinett sei „vermutlich der weltweit bedeutendste Einzelraum der Kunst des 20. Jahrhunderts“ gewesen. Dies wurde vielfach aehnlich eingeschaetzt und setzte weltweit Impulse fuer die Revision musealer Ausstellungspraxen.
Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten in Deutschland wurde es fuer Alexander Dorner zunehmend schwieriger, das Kabinett der Abstrakten einer Oeffentlichkeit zu praesentieren. 1936 wurde es schließlich durch einen Regierungsbeschluss endgueltig demontiert. Zuletzt waren einige der einst im Kabinett gezeigten Arbeiten in der Ausstellung Entartete Kunst (1937) zu sehen, bevor sie konfisziert und zum großen Teil von den Nationalsozialisten zerstoert wurden. Zu dieser Zeit floh Alexander Dorner nach Amerika und der sich in Europa zunehmend ausbreitende Faschismus fuehrte das vorlaeufige Ende der Modernen Kunst in Europa herbei.

Nach Kriegsende musste ein Jahrzehnt vergehen, bevor die Aufarbeitung und Erinnerung an moderne Kunst und deren Narrative von europaeischer Seite erfolgte. In den USA, in die viele Protagonisten der Vorkriegsavantgarde immigrierten, erhielt sich das Bewusstsein fuer die Bedeutung von Arbeiten wie Lissitzkys Kabinett der Abstrakten. Mit Alfred Barr hatte sich der Kanon des MoMA etabliert, der auf dem Glauben an eine politische und kuenstlerische Ueberlegenheit von abstrakter Kunst gruendete. In Europa wurde das Kabinett erst im Jahre 1962 in der Ausstellung Die Zwanziger Jahre in Hannover im Kunstverein Hannover durch zwei große Fotografien prominent praesentiert. 1968 erfolgte die Rekonstruktion in dem Raum des Landesmuseums Hannover, in dem es 1928 entstanden war. Unterdessen wurde die Installation ins Sprengel Museum in Hannover ueberfuehrt, wo es noch heute besichtigt werden kann.

Die Ausstellung Kabinett der Abstrakten – Original and Facsimile ist als Versuch zu betrachten, das Kabinett der Abstrakten als eine der bedeutendsten Leistungen der Kunst des 20. Jahrhunderts innerhalb eines rekonstruierten Kontextes zu zeigen. Sie erinnert an den Raum und die historischen Rahmenbedingungen, unter denen es entstand und schließlich verschwand. Ueber die Verwendung von Kopien einst zerstoerter Bilder folgen wir sowohl den Ideen Dorners zu Originalen und deren Faksimiles, als auch Walter Benjamins Gedanken zu „Kopien als Erinnerungen“. Um einen komplexen Ort der Erinnerung zu erschaffen, werden in der Ausstellung verschiedene Arten von Referenzmaterial und Displaytechniken, darunter Malerei, Buecher, Kataloge, Filmmaterial und Sound, herangezogen. Um nochmals Walter Benjamin zu zitieren: „Die in dieser Ausstellung gezeigten Werke sind keine Kunstwerke. Vielmehr sind es Souvenirs, ausgewaehlte Exemplare unseres kollektiven Gedaechtnisses.“

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