Kurfürst Johann Wilhelms Bilder

Laufzeit: 06. Februar 2009 bis 14. Juni 2009

Es war eine der bedeutendsten Gemäldesammlungen Europas, die Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz (1658-1716) zu Beginn des 18. Jahrhunderts in seiner Düsseldorfer Residenz zusammentrug. In weniger als 40 Jahren entstand dort eine der ersten großen Kollektionen niederländischer Barockmalerei außerhalb Hollands und Flanderns.

Erstmals seit 300 Jahren kann diese hochberühmte Sammlung nun wieder in ihrer ganzen Breite in München präsentiert werden: Für die Dauer der Ausstellung wird die Alte Pinakothek zur Gemäldegalerie Johann Wilhelms und entfaltet ein sinnliches Panorama barocker Augenlust: Das außergewöhnliche Zentrum der Ausstellung bildet die Rekonstruktion der beiden kurfürstlichen Gemäldekabinette, die über 200 kleinformatige, meist niederländische Gemälde in dichter, die Wände fast lückenlos bedeckender Hängung versammelten. Auf der Grundlage von vier detaillierten Zeichnungen und der erstmaligen Identifikation zahlreicher Gemälde konnten diese Kabinette aufwändig rekonstruiert werden. Nur die umfassenden Münchner Gemäldebestände ermöglichen es, diese barocke Gemäldepräsentation für kurze Zeit wieder in ihrem räumlichen Zusammenhang erlebbar zu machen und heutige Sehgewohnheiten um eine überraschende Perspektive zu erweitern.



Dieser Gemäldeschatz des kunstsinnigen Wittelsbacher Kurfürsten gelangte 1799 und 1806 nach München und bildet heute einen der Kernbestände der Alten Pinakothek. Zu den Glanzstücken der Sammlung Johann Wilhelms zählen eine Vielzahl der Rubens- und Van-Dyck-Gemälde ebenso wie Rembrandts »Passionszyklus« und die die mehr als zwanzig kostbaren Werke des Düsseldorfer Hofmalers Adriaen van der Werff. Auch herausragende italienischen Renaissance- und Barockgemälde wie Raffaels »Hl. Familie aus dem Hause Canigiani« oder Guido Renis »Himmelfahrt Mariae« waren im Besitz von Johann Wilhelm. Damals bereits zog die Ausstellung der Bilder in dem eigens zu diesem Zweck erbauten Galeriegebäude in Düsseldorf über ein Jahrhundert Kunstinteressierte aus ganz Europa an, die in enthusiastischen Berichten den Ruhm der Sammlung verbreiteten.



Heute eröffnet diese Präsentation der Sammlung Johann Wilhelms in der Alten Pinakothek zudem die Möglichkeit, Meisterwerke Jan Brueghels d. Ä. oder Adam Elsheimers im Verbund mit zahlreichen seit Jahrzehnten nicht mehr ausgestellten, eigens restaurierten Gemälden zu präsentieren. Wichtige Wiedererwerbungen sowie bedeutende Leihgaben, die aus Paris, Florenz, London, Los Angeles, Rotterdam und Wuppertal erstmals nach Jahrzehnten in die Alte Pinakothek zurückkehren, tragen zur Vervollständigung der Rekonstruktion bei. Das Geschmacksideal am Hofe Johann Wilhelms wird in der Kabinettpräsentation mit den hochvollendeten Werken der niederländischen Feinmalerei nachvollziehbar. Auf diese Weise leistet die Ausstellung einen bedeutenden Beitrag zur Erforschung der Sammlungsgeschichte der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Große Werkbestände werden zusammengeführt und erstmals in historischer Anordnung inszeniert.



Drei umfangreichen Begleitpublikationen stellen Johann Wilhelm als europaweit agierenden Sammler und Auftraggeber vor und beleuchten die barocke Repräsentation sowie die Rezeptionsgeschichte der Galerie. Die Rekonstruktion der Gemäldekabinette in der Alten Pinakothek kann anhand einer Dokumentation nachvollzogen werden. Auf der Basis einer umfangreichen Aufarbeitung früher Kataloge und Inventare erschließt die Publikation den imposanten Gemäldebestand Johann Wilhelms. Überdies erscheint ein Nachdruck von Nicolas de Pigages berühmtem Galeriekatalog von 1778, der mit seinen detaillierten Kupferstichen nach den Gemälden dem heutigen Besucher einen imaginären Rundgang durch die Düsseldorfer Galerie des 18. Jahrhunderts ermöglicht.