STRALSUND MUSEUM
18439 Stralsund
Mönchstr. 25-27

Seemannskunst in der Matrosenstube
Halbmodell-Dioramen und Buddelschiffe

Laufzeit: 28. November 2008 bis 01. März 2009

Anderer Ausstellungsort:
Museumsspeicher, Böttcherstraße 23

Seit Mitte des 19.Jh. fertigten Matrosen vor allem auf Langreisen Halbmodell - Dioramen an. Die erhaltenen Stücke sind heute Zeugnisse seemännischer Volkskunst. Eine weitere neue Form der volkstümlich-künstlerischen Schiffsdarstellungen in jener Zeit, verwendet ebenfalls als Zimmerschmuck, waren die so genannten Buddelschiffe.

Halbmodelle sind Schiffsdarstellungen, deren Besonderheit darin besteht, dass sie nur aus der dem Betrachter zugekehrten Seitenhälfte bestehen. Ursprünglich wurden sie als Bauvorlagen auf den alten Holzschiffswerften hergestellt, wobei zunächst der gesamte Rumpf maßstabgetreu aus einem Holzblock geschnitzt und anschließend in der Längsachse geteilt wurde. Eine Hälfte zersägte man in Querscheiben um Modelle für die Spanten zu gewinnen, deren Form man dann in die Normalgröße auf Brettschablonen übertrug. Die andere Rumpfhälfte wurde auf einem Brett befestigt und von den Schiffbaumeistern oder Auftraggebern bildartig an einer Wand hängend exponiert. Solche halben Schiffsrümpfe dürften die Fahrensleute zur Nachbildung und kreativen Erweiterung angeregt haben: seit der Mitte des 19.Jh. gehörten sie – vervollständigt durch Masten, Rahen, Segel und exakte Flaggenführung - zu den beliebtesten Freizeitarbeiten. Nun nicht mehr auf einem einfachen Brett, sondern auf der Rückwand eines kastenähnlichen, vorderseitig verglasten Dioramas befestigt, bilden sie dort das zentrale Motiv dieser neuen Gruppe der Seemannsvolkskunst, der Halbmodell – Dioramen. Meist wurden ganze Küsten-, Dorf- und Stadtlandschaften oder Hafenanlagen dargestellt. Z.T. verwendete man auch Gips zur Verstärkung der plastischen Ansicht.

Buddelschiffe sind Miniaturmodelle von Schiffen in liegenden, leeren Flaschen, so genannte Flaschen-Eingerichte. Mit anderen Inhalten gab es sie bereits im 18.Jahrhundert. Sie wurden von Zimmerleuten hergestellt, die z.B. Miniatur - Werkzeuge hinein taten. Auch biblische Szenen kamen vor. Noch wurden die Flaschen stehend verwendet.
Seit auch Matrosen Glasflaschen mit Miniaturen bestückten (ca. 1880), waren das natürlich Schiffsmodelle, nun in liegenden Flaschen. Dargestellt wurden – wie auch bei den Dioramen – die damals gängigen Segler –Typen Bark, Brigg und Vollschiff. Aus Kitt geformte Landschaften und Hafenanlagen ergänzten das Ensemble.
Das Buddelschiff (plattdeutsch: Buddelschipp) hat einen Korkenverschluss mit bemalter Siegellackschicht und einem Türkenbund-Zierknoten, einer speziellen Knotenart. Die Flasche wurde in ein ebenfalls verziertes Holzgestell gelegt und auf die Kommode oder das Vertiko in der guten Stube gestellt.
Da durchsichtige Glasflaschen erst seit 1856 maschinell hergestellt werden konnten und bis dahin Mangelware an Bord waren, begann die weltweite Verbreitung der Buddelschiffe erst Ende des 19.Jh.

In Anlehnung an die frühere Seemannsvolkskunst, deren Blütezeit während des Ersten Weltkrieges endete, werden auch heute noch Halbmodell – Dioramen und Buddelschiffe gebaut.

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