Horst Bartnig in der Stiftung

Laufzeit: 30. November 2008 bis 29. April 2009

Zum zweiten Mal ist Horst Bartnig in der Stiftung. Während im Sommer 2005 nur ein einziges, allerdings aus 136 Bildern bestehendes Werk die variationen mit vier mal vier quadraten in vier farben zu sehen war, gibt die neue Ausstellung auf zwei Etagen einen Überblick über das malerische und plastische Schaffen des Künstlers.
Horst Bartnig, 1936 in Militsch (Schlesien) geboren, lebt in Berlin. Erste konkret-konstruktive Arbeiten entstehen 1964, Mitte der 70er Jahre beginnt er die Erforschung und Entwicklung seiner 'variablen Systeme'. In Werkgruppen wie Quadratbilder, Unterbrechungen oder Variationen entwickelt Bartnig serielle Bildsysteme auf der Grundlage der mathematischen Kombinatorik. Diese formalen Systeme werden durch die Festlegung der Farben, durch Komplementärkontraste, die Veränderung reiner Farbwerte durch wechselnde Umgebungsfarben, durch die Setzung von Hell-Dunkel- oder Warm-Kalt-Kontrasten stabilisiert oder destabilisiert.

Ausschließlich dem Quadrat und seinen formalen und farbigen Variationen ist die Präsentation im Dachgeschoß gewidmet. Die Serie 22 Bilder (1978) und eine neue, komprimierte Hängung der variationen mit vier mal vier quadraten in vier farben (2004) dominieren den Innenraum.
Vier großformatige Bildtafeln (70 variationen in vier Farbkombinationen) und zwei Holzreliefserien behandeln das Thema an den Außenwänden.

Im 2.Obergeschoß variiert eine Serie von sechzehn Holzskulpturen das Quadrat in der dritten Dimension, den Würfel. Aus sechs oder acht gleichen Elementen konstruiert Horst Bartnig durchbrochene geometrische Objekte, bei welchen sich die Volumina von Form und Hohlform exakt entsprechen.
Der Schwerpunkt in diesem Ausstellungsraum liegt jedoch auf den Unterbrechungen, einer Bilderfindung, mit welcher Horst Bartnig innerhalb der konkreten Kunst international bekannt wurde. Auf großen quadratischen Leinwänden wird eine vertikal fortlaufende Linie regelmäßig, an exakt berechneten Stellen unterbrochen. Der Wechsel von Strich und Nicht-Strich rhythmisiert die Fläche, die ausschließlich vertikalen Formen verbinden sich im Auge des Betrachters zu diagonalen Bildrastern. Die Farbfläche der Unterbrechungen wird zum Bildgrund, die andersfarbigen Striche werden zur 'Figur'. An Werken unterschiedlicher formaler und farblicher Komplexität von 114 unterbrechungen in gelb 114 striche in grün (2000) bis hin zu 4770 unterbrechungen 4770 striche in 7 farben (1990) kann der Besucher seine Wahrnehmung erproben.

Doch damit ist noch nicht alles über diese Ausstellung gesagt, denn zwischen den Bildern und Skulpturen von Horst Bartnig trifft der Besucher auf drei Inseln, auf Gegenstände anderer Zeiten und Kulturen. Die prähistorischen Idole und chinesischen Bi-Scheiben, die russischen Ikonen und afrikanischen Skulpturen, Exponate der vorangegangenen Ausstellung Ähnlichkeiten - Hommage à Fortuny haben sich sozusagen herübergerettet in diese neue Ausstellung und nehmen nun, ganz dem Konzept der Stiftung für konkrete Kunst entsprechend, Kontakt auf zu der veränderten Umgebung, treten in Dialog mit der konkreten Bildsprache des Horst Bartnig.

Zur Museumseite: Stiftung für konkrete Kunst

Kategorien:
Zeitgenössische Kunst |  Ausstellungen im Bundesland Baden-Württemberg | Ort:  Reutlingen |
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