Max Ernst: Das innere Leben der Linie
Graphisches Werk, Skulpturen, Illustrationen, Fotos
Laufzeit: 19. Oktober 2003 bis 31. Dezember 2003
Er selbst bezeichnete seine Kunst als aufrührerisch und widersprüchlich. Sein Vagabundieren, seine Unruhe und seine Revolten hätten kein Klima geschaffen, aus dem ein ruhiges, heiteres Werk hätte entstehen können. Für Kunstexperten, Logiker und Moralisten sei es deshalb un-annehmbar, jedoch habe es die Gabe, seine Komplizen, die Dichter, die Pataphysiker (Lehre von den imaginären Lösungen) und ein paar Analphabeten zu bezaubern.
Die Bildwelt von Max Ernst (1891-1976), der zu den einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts zählt, erscheint rätselhaft, phantastisch und äußerst vielfältig. Dies gilt nicht nur für sein malerisches Werk, sondern auch für seine Graphiken, Illustrationen, Bücher und Mappenwerke. Diesen noch kaum erforschten Bereich aus dem Schaffen des Dadaisten und Surrealisten Max Ernst widmet das Olaf-Gulbransson-Museum für Graphik & Karikatur Tegernsee nun eine große Ausstellung. Die Schau mit dem Titel Das innere Leben der Linie zeigt vom 19. Oktober bis zum 31. Dezember über 120 Werke des in Brühl bei Bonn geborenen Künstlers. Die präsentierten Bronzeskulpturen, Radierungen, Lithographien und Buchillustrationen sind Leihgaben der Stiftung Max Ernst und der Kreissparkasse Köln. Sie geben einen ersten Eindruck vom zukünftigen Max Ernst Museum, das im Herbst nächstes Jahres in Brühl eröffnet wird.
Der Titel der Ausstellung stammt vom Künstler selbst. Während seiner Studienzeit an der Bonner Universität hatte Max Ernst 1912 in einem Zeitungsartikel mit der programmatischen Überschrift Kunst und Können geschrieben: Können heißt Gestaltenkönnen. Können setzt voraus, daß man das innere Leben der Linie und der Farbe empfinden kann. Die Linie wird so zur Quelle der Inspiration. Eine zufällige Linienverschwingung wird für den Künstler der Ausgangspunkt einer grundlegenden Experimentierlust mit Vorgefundenem. Das gleiche gilt für die von Max Ernst häufig verwandte Technik der Collage und der von ihm erfundenen Frottage, bei der natürliche Strukturen, wie etwa die Maserung des Holzes, durch Durchreiben mit einem Bleistift auf das Papier gebracht werden.
Hineinsehen und Ausdeuten durchzieht das Werk von Max Ernst, führt immer wieder zu überraschenden Seherlebnissen und zur Poetisierung des Banalen. In einer unbetitelten Radie-rung von 1963, die in der Ausstellung zu sehen ist, klingt sowohl dieser Prozess der Inspiration als auch der Titel der Ausstellung an. Das Blatt zeigt einfache und doch verschlungen wirkende Linienverläufe, die ein vogelartiges Wesen erkennen lassen. Das Auge des Geschöpfes ist nach Innen gerichtet, um sich vom inneren Leben der Linie anregen zu lassen. Der Vogel, der wie der Künstler in seinem freien Flug über die Welt eine andere Sicht auf die Dinge hat, war das Symboltier von Max Ernst und diente ihm als sein Alter Ego.
Zur Museumseite: Olaf-Gulbransson-Museum
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