Olaf Gulbransson. Zeichnungen aus dem Archiv
(Zusammenstellung: Staatliche Graphische Sammlung München
Laufzeit: 16. Mai 2004 bis 25. Juli 2004
Eine seltene Gelegenheit: Das Olaf Gulbransson Museum für Graphik & Karikatur Tegernsee präsen-tiert in seiner neuen Ausstellung originale Gulbransson-Zeichnungen, die aus konservatorischen Gründen nicht ständig gezeigt werden können. Vom 16. Mai bis 25. Juli sind rund 60 fragile Papier-Arbeiten zu sehen, von denen eine ganze Reihe extra für diese Ausstellung restauriert wurden. Be-rücksichtigt wird dabei das gesamte zeichnerische Werk des norwegisch-bayerischen Künstlers aus beinahe 50 Jahren.
Der in Christiania, dem späteren Oslo, geborene Gulbransson (1873-1958) kam Anfang des 20. Jahrhunderts zum damals bereits sehr erfolgreichen Simplicissimus nach München. Bald wurde er zu ei-nem der wichtigsten Karikaturisten der von Albert Langen herausgegeben Satire-Zeitschrift. Über viele Jahre hinweg zeichnete er zahlreiche Porträts und viele berühmt gewordene Titelblätter. Auch als er Ende der 20er Jahre bereits Professor an der Münchner Kunstakademie war und sich in Tegernsee niedergelassen hatte, arbeitete er weiter für den Simplicissimus. Seine Karikaturen verdichten die Zeitgeschichte wie in einem Brennglas, sagt Andreas Strobl von der Staatlichen Graphischen Sammlung München, der die Ausstellung zusammengestellt hat.
Die frühen Blätter aus der wilheminischen Zeit stellen zum Beispiel die damals allzu zaghaften Demokraten bloß. So nähern sich in einer Karikatur devot einige ehrwürdige Herren einem Thronenden, der merkwürdigerweise einen Maulkorb trägt, und reichen ihm einen Schlüssel. Der bankrotte Reichstag nannte Gulbransson die Zeichnung von 1909. Sie macht sich darüber lustig, dass der Reichstag die gegenüber dem absolutistisch regierenden Wilhelm II. mühsam erreichte Autorität durch Tatenlosigkeit wieder verspielt hatte.
Einige Jahre später war der Krieg das dominierende Thema: Auf einer Karikatur von 1916 ist ein Soldat zu sehen, der staunend vor einem futuristischen Gemälde steht. Den Krieg hoaßt er dös Bildl? Naa, gar aso schlimm is er do net!, denkt sich der Soldat angesichts von wirren Strichen und Kurven sowie durch die Luft fliegenden Gliedmaßen. Kritik an der neuen abstrakten Kunst mischt sich hier mit der zunehmenden Kritik an einem immer sinnloseren Krieg, den der Simplicissimus 1914 noch patriotisch begrüßt hatte. Auch Olaf Gulbransson begleitete die Zeitläufe nicht nur als kritischer Künstler, er verstand es durchaus, sich anzupassen. 1942, als die Nazi-Diktatur auf dem Höhepunkt ihrer Macht in Europa stand, karikierte er den englischen Löwen als altersschwache Jammerfigur, die sich nicht länger auf dem Globus halten kann.
Neben den politischen und unterhaltenden Zeichnungen für den Simplicissimus zeigt die Ausstellung eine Auswahl seiner Porträtzeichnungen. Berühmte Zeitgenossen und persönliche Freunde erfasste er virtuos mit wenigen Wischern weicher Zeichenmaterialen. Kreide, Kohle und Pastell lassen plastische Effekte entstehen, wie Gulbransson sie auch in seinen Gemälden einsetzte. Einblicke in seine Technik ermöglichen die Original-Vorlagen für den Simplicissimus. So sind hier noch vielfach die Arbeitsspuren zu sehen, die den Entstehungsprozess der Zeichnungen verdeutlichen.
Zur Museumseite: Olaf-Gulbransson-Museum
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