Ephraim-Palais
10178 Berlin
Poststr. 16

Berlin 68: sichten einer revolte

Laufzeit: 10. Juli 2008 bis 02. November 2008

Berlin im Jahr 1968, Frontstadt zwischen zwei Systemen, Zentrum und Magnet der 68er Bewegung: West-Berliner Studenten gehen mit neuen Formen des Protestes für Frieden und Befreiung auf die Straßen, wenden sich gegen gesellschaftliche Zwänge, überkommene Moralvorstellungen und verkrustete Strukturen nicht nur im Hochschulbereich. Sie treffen zumeist auf Ablehnung und Verständnislosigkeit. Es brodelt im Westen der geteilten Stadt. Ein gesellschaftlicher Umbruch ist ahnbar, Revolutionsgedanken und Provokationen bestimmen den urbanen Alltag der jungen Menschen. Während im Westteil „Protest gelebt“ wird, auf der Straße, in Universitäten, in neuen Wohnformen und Sit-ins, versuchten Teile der Ost-Berliner Jugend ihren Unmut gegen den Militäreinmarsch des Warschauer Paktes in Prag anders deutlich zu machen.

Mittlerweile liegen die aus revolutionärem Geist geborenen Stadt-Ereignisse in Berlin vier Jahrzehnte zurück. Vornehmlich Klischees und Mythen prägen heute das Bild dieser Zeit in der öffentlichen Wahrnehmung. Wer weiß heute noch wirklich, was wann genau in Berlin geschah, wie dort die Ereignisse verliefen, und welche Auswirkungen sie auf Lebensbilder von Berlinern hatten?

Diesen Fragen folgt das Stadtmuseum Berlin in seiner Ausstellung. Es stellt acht Berliner Ereignisse zwischen 1966 und 1968, die die Republik veränderten, in das Zentrum der Ausstellungskonzeption: Erste Eierwürfe auf das Amerika-Haus, das versuchte „Puddingattentat“ auf den US-Vizepräsidenten, die prügelnden „Jubelperser“ und der Tod von Benno Ohnesorg, die Senatskundgebung für Frieden und Freiheit, die „Osterunruhen“ nach dem Dutschke-Attentat, die neue Institutssatzung am Otto-Suhr-Institut, den Einmarsch in die ČSSR sowie die „Schlacht am Tegeler Weg“.

Als zweite, eher kommentierend angelegte Ebene fließen in die Ausstellung Berichte von Zeitzeugen ein, die ihre Sicht auf diese Momente Berliner Zeitgeschichte darlegen und zugleich dem heutigen Betrachter ein persönliches Bild individueller biografischer Wendepunkte vermitteln. Akteure, Betroffene, Unbeteiligte, Gegner öffneten für das Stadtmuseum Berlin ihre privaten Archive und ließen die Ausstellungskuratoren teilhaben an ihrer persönlichen Sicht auf das Berliner Geschehen vor vierzig Jahren. Ergänzt durch einen Sammlungsaufruf des Stadtmuseums Berlin konnten so für diese Ausstellung bisher unveröffentlichte Originaldokumente, Objekte, Film- und Hörfunkmaterialien entdeckt werden, die vielfältige Einblicke in das Berlin von ’68 und das Lebensgefühl der Menschen zu jener Zeit erlauben.

Das Stadtmuseum Berlin hat Studierende des Instituts für europäische Ethnologie der Humboldt-Universität gebeten, sich aus Sicht der heutigen Studentengeneration mit dem Thema ’68 auseinander zu setzen, ihre Ergebnisse fließen in Form von Interventionen in die Ausstellung ein.

Um einzelne Ausstellungsaspekte zu vertiefen wird die Ausstellung von einem Rahmenprogramm begleitet. Es finden Lesungen, audiovisuelle Vorträge, Führungen und Diskussionsrunden mit Persönlichkeiten, wie Uschi Nerke, Dr. Dieter Kronzucker, Prof. Dr. Wolfgang Kraushaar, Prof. Dr. Bernd Greiner und Renate Schmidt, statt. Darüber hinaus beinhaltet das Rahmenprogramm Projekte, die durch die Zusammenarbeit mit den Studierenden der UdK Berlin und der FH Potsdam entwickelt und realisiert wurden.

Die Ausstellung „Berlin68: sichten einer revolte“ wurde kuratiert von Claudia Rücker und Andrea Szatmary. Das Stadtmuseum Berlin dankt seinem Medienpartner Rundfunk Berlin Brandenburg (rbb) sowie radioBERLIN 88,8, dem Deutschen Rundfunkarchiv (DRA), dem Landesarchiv Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin für die Kooperation.

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