Museum August Macke Haus
53119 Bonn
Bornheimer Straße 96

Georg Tappert
Frauen 1910 - 1933

Laufzeit: 30. Mai 2008 bis 14. September 2008

Mit seinen Bildern von Chonsonetten, Nackttänzerinnen, exotischen Artistinnen, Schauspielerinnen, Halbweltdamen und Straßendirnen war der Maler und Grafiker Georg Tappert (1880 - 1957) einer der ersten, die die großstädtische Vergnügungswelt als Bildthema entdeckten. In seinen Frauenbildern spiegelte der Künstler in einzigartiger Weise die Emphase ihrer Auftritte, ihrer Verführungskünste und Rollenspiele, ihre erotische Ausstrahlung wie ebenso ihre persönlichen Charaktere und seelischen Befindlichkeiten. (Katalog 18.- €, Plakat 8.- €)

Die Darstellungen von Frauen spielen im Werk von Georg Tappert (1880 - 1957) bei weitem die größte Rolle. Mit seinen Bildern von Chansonetten, Nackttänzerinnen, Artistinnen, Halbweltdamen und Straßendirnen war er einer der ersten deutschen Künstler, die die großstädtische Vergnügungswelt als Bildthema entdeckten. Nach einer akademischen Ausbildung lebte Tappert von 1906 bis 1909 in Worpswede und lernte dort die unkonventionelle und mit der zeitgenössischen französischen Kunst vertraute Malerin Paula Modersohn-Becker kennen. In seinen ersten eigenständigen Porträts, Figuren- und Milieudarstellungen vermischten sich die modernen Anregungen mit der Berliner realistischen Tradition eines Baluschek oder Zille und mit Satirischem.

Um 1910, zurück in Berlin, gelangte Tappert zum Durchbruch seiner expressionistischen Malerei. Große Form, leuchtende, flächige Farben und kraftvolle Konturen beherrschen nun die Bilder. Durch die Gründung der Neuen Secession stand er u.a. mit den Künstlern der „Brücke“ und des „Blauen Reiter“ in regem Kontakt. 1912 zeigte er vier große Gemälde auf der berühmten internationalen Sonderbundausstellung in Köln. Eines davon, die „Kreolin“ (1911), die als eine Ikone dieser das Exotische liebenden Großstadtkultur gelten kann, ist in der Ausstellung zu sehen.

Einen weiteren Höhepunkt bilden die vitalen, teils deftigen Aktdarstellungen nach der Nackttänzerin „Betty“ von 1912-14. Hier überträgt sich die erotische Faszination des Künstlers ungebrochen in einen üppigen, von kräftigen Linien, fülligen Formen und lebhaften Farben erfüllten Zeichen- und Malstil.

Mit dem Einschnitt des Ersten Weltkriegs und dem Ende des Kaiserreichs suchte auch Tappert nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten. Vorübergehend nahm er kubistische und futuristische Stilmittel auf. Einerseits wurden die Porträts schärfer akzentuiert, andererseits die Figuren in ein grotesk-turbulentes Welttheater eingebunden. Auch religiöse und andere sinnbildliche Motive wie die Muttergottes, Susanna, Eva und auch Sappho griff er in Graphiken auf, die in der äußeren Zerrissenheit Sehnsucht und Hoffnung aufzeigen.

In den zwanziger Jahren gelangte Georg Tappert mit groß und realistisch gesehenen Porträts und Aktdarstellungen noch einmal zu einem künstlerischen Höhepunkt. Abseits der Schärfe von Neuer Sachlichkeit und sozialkritischem Verismus überlieferte er ein menschliches Panorama aus den nur vermeintlich „goldenen“ Jahren. Unbestechlich, aber respektvoll schilderte er die Frauen in ihrer Gefangenheit zwischen blendendem Auftritt und Schwäche, Verführung und Verfall, Daseinslust und Resignation. Die malerische Qualität dieser Bilder ist herausragend und sehr variationsreich in der Komposition, im offenen und gebundenen Duktus und im leuchtenden und nuancierten Kolorit.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten fiel Tapperts Menschenbild dem Verdikt der „Entartung“ zum Opfer. Seine Bilder wurden aus öffentlichen Sammlungen entfernt und er erhielt Berufsverbot. 1944 hörte er endgültig auf zu malen. Der Künstler starb 1957 hochgeehrt als Professor der Kunsterziehung. Erst allmählich wurde sein herausragendes eigenes Werk von der Kunstgeschichte und der Öffentlichkeit wiederentdeckt.

Die Ausstellung umfasst rund 60 Werke. Zur Ausstellung ist ein Katalog, erschienen, der wissenschaftliche Beiträge zu Georg Tapperts Frauenbildern von Dr. Gesa Bartholomeyczik, über das Frauenbild in der Kunst des Expressionismus vor dem Ersten Weltkrieg von Dr. Andreas Gabelmann sowie über die Entwicklung des Frauenbildes in der Kunst der Weimarer Republik von Dr. Annette Baumann enthält.


Kuratorin: Dr. Gesa Bartholomeyczik

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Kategorien:
Kunst | Kunstgeschichte |  Ausstellungen im Bundesland Nordrhein-Westfalen | Ort:  Bonn |
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