Kampf der Dinge
Eine Ausstellung im 100. Jahr des Deutschen Werkbunds
Laufzeit: 29. Juni 2007 bis 31. März 2008
Im Jahr 2007 wurde die in München gegründete Vereinigung von Kunst und Industrie 100 Jahre alt. Das Werkbundarchiv Museum der Dinge nimmt als kritischer Erbeverwalter das Jubiläum zum Anlass, um im Rahmen seines Eröffnungsprojekts Der Kampf der Dinge den Blick auf die im Kontext der Produkt- und Sachkultur des 20. Jahrhunderts sichtbar gewordene Programmatik dieser Reformbewegung zu werfen. Die Ausstellung zeigt, wie und warum eine solche Reformbewegung entstanden ist und welche Position sie im ästhetischen und kulturpolitischen Diskurs ihrer jeweiligen Zeit eingenommen hat. Die Zielsetzungen des Deutschen Werkbunds (DWB) werden vor dem Hintergrund der heutigen Produktkultur auf ihre Zukunftstauglichkeit geprüft.
Vor dem Bauhaus gegründet und in den 1920er Jahren eng mit ihm verflochten hat der DWB als Teil der utopischen Kulturtendenzen zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Lebensreform angestrebt. Die verschiedenen Strategien innerhalb des DWB liefen darauf hinaus, das Bild einer Einheit stiftenden Kultur aufrechtzuerhalten und das visuelle Chaos der Moden unter Kontrolle zu bringen. Durch eine modern-sachliche Gestaltung von industriell gefertigten Produkten, von Architektur und Lebensraum sollte der zunehmenden Entfremdung entgegengewirkt und ein neuer Verständigungszusammenhang zwischen Entwerfer, Produzent, Verkäufer und Verbraucher über die Etablierung ethisch fundierter Werte wie Qualität, Materialgerechtigkeit, Funktionalität und Nachhaltigkeit geschaffen werden. Der Werkbund wollte die Dinge als stumme Diener und nicht als verführende, das Leben dominierende und eigenmächtige Warenfetische.
Die Zielsetzung des DWB war bis in die 1970er Jahre die Propagierung der ästhetisch und moralisch guten Form über übliche Instrumente wie Publikationen und Ausstellungen sowie über ganz spezifische Mittel wie ein mobiles Museum zeitgenössischer Alltagskultur, Werkbundkisten und Warenkunden.
In der Festsetzung eines ästhetischen Kanons in Verbindung mit moralischen Wertungen liegt der durchaus zu problematisierende Aspekt der Werkbundgeschichte und gleichzeitig muss die Frage gestellt werden, wie nötig und sinnvoll es auch heute wäre, Orientierungsmaßstäbe zur Beurteilung von Produkten und ihrer Qualität zu geben.
Ganz im Sinne des ästhetischen Erziehungsanspruchs des Deutschen Werkbunds lassen sich die Mustersammlungen in der Ausstellung aufteilen in die mit Vorbildcharakter und in die mit Feindbildfunktion. Sie thematisieren die spannungsreichen Verhältnisse zwischen werkbundspezifischen Produkten und Massenware, kunstgewerblichen Einzelstücken und industriellen Erzeugnissen, Objekten namhafter Designer und dem anonymen Design, hoch definierten künstlerischen Entwürfen und individuell gestalteten Notprodukten, funktionalen, puristischen Objekten und dem, was früher als Hausgräuel und Kitsch und heute als Trash firmiert, substanziell ehrlichen Objekten und Material- sowie Funktionssurrogaten, Markenwaren und No-name-Produkten.
Weil sich die Geschichte des Deutschen Werkbunds erst im Spiegel der vielfältigen Aspekte alltäglicher Sachkultur nachvollziehbar machen lässt, ist die Dokumenten- und Objektsammlung des Werkbundarchiv Museum der Dinge nicht eindimensional auf Objekte von Werkbund-Protagonisten und Produkte von Werkbundfirmen ausgerichtet, sondern dokumentiert die Werkbundgeschichte immer im Kontext der Alltagskultur des 20. Jahrhunderts.
Die Sammlung des Werkbundarchiv Museum der Dinge und das Eröffnungsprojekt zum Werkbund-Jubiläum sind eng miteinander verschränkt und sollen in Zukunft als museale Arbeitsplattform und Ausgangsbasis auch für weitere nomadische Gast-installationen dienen.
Das Eröffnungsprojekt zum 100-jährigen Jubiläum des Deutschen Werkbunds mit dem Titel Kampf der Dinge wird vom Hauptstadtkulturfonds finanziert.
Katalog: Kampf der Dinge. Der Deutsche Werkbund zwischen Anspruch und Alltag. Hg. Werkbundarchiv - Museum der Dinge. 2008 16,90
Zur Museumseite: Werkbundarchiv - Museum der Dinge
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