Gewogen und (nicht) zu leicht befunden. Kölner und bergische Münzwaagen und andere Münzprüfgeräte.
Laufzeit: 11. Oktober 2007 bis 28. März 2008
Um auszuschließen, dass von einer Münze wertvolles Metall abgefeilt worden war oder dass es sich gar um Falschgeld handelte, benötigte früher jeder Kaufherr und Geldwechsler zur Kontrolle eine eigene Münzwaage.
Köln war im 16., 17. und 18. Jahrhundert eines der wichtigsten Zentren der Münzwaagen-Herstellung. Die älteste der etwa 250 in der Ausstellung in der Kreissparkasse gezeigten Waagen eine Leihgabe des Kölnischen Stadtmuseums stammt aus der Zeit um 1560, sie wurde von einem Meister Thomas von Dortman gefertigt.
Die filigran gearbeiteten Waagen lagen in hübschen, eigens dafür gefertigten Holzkästchen, die auch Fächer für die münzähnlich geprägten Gewichte aufwiesen. Der Waagekasten enthielt jedoch keine Gewichte in Unzen, Gramm oder Lot, sondern für jede gängige Goldmünze jeweils ein eigenes Gewicht, manchmal auch Gewichte für das Silbergeld. Die große Anzahl von Gewichten in der Ausstellung befindet sich eine Waage von 1619 mit 62 Gewichten spiegelt die vielen unterschiedlichen Goldmünzen wider, die im Rheinland umliefen.
Für die Genauigkeit der Waagen und Gewichte bürgte der Waagemachermeister mit seinem in den Deckel geschriebenen Namen. Die Adressen lesen sich wie ein frühes Kölner Telefonbuch. Auffallend viele frühe Meister nennen ihren Herkunftsort, wie Tönis von Medtman, Arndt von Langenberg, Rutger von Essen oder Arnold von Bochum. Viele sind nur durch ihre signierten Produkte bekannt. Einer, der durch seine Waage ebenfalls in der umfassenden Ausstellung vertreten ist, war Tönnes von Aachen. Als Eichmeister der Stadt war er auch verantwortlich für die Produkte der anderen Meister. Ob er falsch eichte oder nur Kölscher Klüngel im Spiel war: 1655 wurde er wegen Unregelmäßigkeiten durch den Rat der Stadt abgesetzt.
Nach 1750 verlagerte sich die Münzwaagenherstellung in das Bergische Land und die Grafschaft Mark. Die Waagenkästen wurden einfacher, die Gewichte nicht mehr geprägt, sondern nur mit den Namen der Münzeinheit beschriftet. Eine große Anzahl von Waagen wurde in Familienbetrieben gefertigt und wie die Kölner Waagen mit Namen und Wohnort versehen.
Ein besonderes Kapitel der Ausstellung in der Kreissparkasse widmet sich den Waagen, die für den Export hergestellt wurden. Manche sind in Bremen geeicht oder für die Frankfurter Messe gefertigt, andere beinhalten spezielle Gewichte, z. B. runde, die im Bergischen sonst nicht üblich waren. Ein Kölner Händler klebte sogar seine eigenen Etiketten über die der bergischen Hersteller.
Der technische Fortschritt im 19. Jahrhundert machte auch vor den Münzwaagen nicht Halt. Besonders in England wurden trickreiche Schnellwaagen in großer Menge hergestellt, mit ihnen konnte man auch die Dicke und Größe der Münzen kontrollieren. Die letzte Waage, die nach diesem Prinzip arbeitete, stammt aus den fünfziger Jahren, um 1-, 2- und 5-DM-Stücke auf Echtheit zu überprüfen.
Ein Begleitheft zu der Ausstellung bietet auf 24 reich bebilderten Seiten Hintergrundinformationen; es wird kostenlos versandt oder kann als PDF-Datei aus dem Internet (www.geldgeschichte.de) heruntergeladen werden.
Zur Museumseite: Geldgeschichtliches Museum
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