Gesellschaftsbilder. Zeitgenössische Malerei
Laufzeit: 15. September 2007 bis 30. Dezember 2007
Minerva Cuevas, Caroline von Grone, Eberhard Havekost, Victor Man, Gunter Reski, Wilhelm Sasnal, Dierk Schmidt, Wawrzyniec Tokarski, Corinne Wasmuht und Johannes Wohnseifer
Die Ausstellung Gesellschaftsbilder. Zeitgenössische Malerei beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Malerei und Gesellschaft. Sie untersucht unter anderem, inwieweit Kunst Gesellschaft repräsentiert, sich in einen dokumentarischen Modus hierzu setzt oder in Form einer interventionistischen Praxis gesellschaftliche Strategien ergreift. Die Konzentration auf das historisch aufgeladene und durch den Markt am stärksten korrumpierte Medium Malerei mag auf den ersten Blick überraschen, ist aber bewusst als Gegenentwurf zur weit verbreiteten Auffassung gewählt, dass es heute der Malerei an einem gesellschaftlich verankertem Theorieverständnis mangele und sie nicht in der Lage sei, soziale, politische und ökonomische Themen adäquat zu verhandeln.
Die in der Ausstellung vereinten Arbeiten legen dagegen nahe, dass es, wie der französische Philosoph Jacques Rancière postuliert, kein Außerhalb des Politischen gibt, da seiner Meinung nach Kunst und Politik lediglich zwei unterschiedliche Ausformulierungen und Aufteilungen des Sinnlichen sind. Vor diesem Hintergrund reflektiert die Ausstellung auch das, was Rancière das ethische Regime der Bilder beziehungsweise das ästhetische Regime der Künste nennt. So lässt sich im ästhetischen Regime der Künste keine Hierarchie in Bezug auf die Verwendung unterschiedlicher Herstellungsverfahren eines Kunstwerks ausmachen. Vielmehr sind sie zu gleichberechtigten Bewohnern eines neuartigen gemeinsamen Sensoriums geworden. (Rancière)
Das Spektrum der in der Ausstellung Gesellschaftsbilder. Zeitgenössische Malerei vorgestellten Arbeiten reicht von politisch motivierten Wandbildern, die in der Tradition lateinamerikanischer Muralisten stehen, über sich an der Historienmalerei orientierende Darstellungen bis hin zu Projekten im Öffentlichen Raum. Während die Wandmalereien der 20er und 30er Jahre noch eindeutige, teilweise parteipolitische Botschaften besitzen, vermitteln die direkt auf die Wand des Ausstellungsraums übertragenen aktuellen Bilder der jungen Künstlerinnen und Künstler zwar einen ähnlich appellativen Charakter, lassen sich jedoch nicht für eine festgeschriebene Aussage instrumentalisieren. Die Auseinandersetzung mit der Tradition des Historienbildes erfolgt bei den vorgestellten Arbeiten auf unterschiedlichen Ebenen. Allen gemein ist der bewusste Verzicht auf eine historisierende Distanzierung und die Überprüfung von zeitgeschichtlichen Ereignissen auf ihre jeweils aktuelle Relevanz. Dabei wird der dokumentarische Gehalt der Darstellung zwar nicht geleugnet, jedoch der Anspruch seiner Authentizität relativiert und somit medienkritisch überprüft. Dass Malerei nicht nur im, beziehungsweise für den unmittelbaren Kunstkontext entsteht, belegen die präsentierten Projekte im urbanen Umfeld, die, obgleich in der Tradition des Plein Air Ansatzes, diesen jedoch auf sein gesellschaftliches Potential hin überprüfen.
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