NIKKI S. LEE: PROJECTS AND PARTS
Laufzeit: 14. September 2007 bis 02. Dezember 2007
Manche nennen sie Chamäleon. Nikki S. Lee nimmt dieses Klischee hin. Sich selbst zu verändern, sei Teil ihrer Persönlichkeit, kontert sie. In ihrer Fotoserie Projects setzte sich die Koreanerin, die seit 1994 in New York lebt, unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen aus. Nach wochenlanger Recherche entstand so eine jeweils andere Nikki S. Lee. Wie eine Schauspielerin nahm sie für eine Rolle zu oder ab, modellierte sich die Haare, frequentierte die durchschnittlichen Einkaufsparadiese, vertrieb sich die Zeit auf Parkbänken, in Turnhallen, Bars der jeweiligen Community oder lernte Skateboard fahren, um sich dann als Punk, Yuppie, Latino, Hip Hopster oder Lesbe im Kreis ihrer Peergroup fotografieren zu lassen.
Entstanden sind Fotos, wie sie in Familienalben zu finden sind. Hier steht nicht das Reservoir der Kunst- oder Filmgeschichte und auch nicht der sensationelle Voyeurismus zwischen Schlaf- und Badezimmer im Vordergrund, sondern die Alltäglichkeit. Mit einem sicheren Blick für Details, Gesten und Mimik konstruiert Lee Schnappschüsse, auf denen nichts dem Zufall überlassen ist. Ihre Raffinesse liegt in der perfekten Mimikry durchschnittlicher Banalität. Gerade das Understatement des Nicht-Extravaganten macht den Reiz dieser präzisen Fotografie aus: Ich will zeigen, wie die persönliche Identität durch andere Menschen beeinflusst wird. Jedes Umfeld verstärke bestimmte Aspekte und unterdrücke andere.
Seit einiger Zeit isoliert sich Lee in ihren Fotografien bewusst von ihrem Umfeld. In ihrer Serie Parts ist sie offensichtlich in Begleitung eines Mannes, von dem aber bestenfalls ein Arm oder ein Rücken zu sehen ist. An seiner Seite schlüpft sie in immer andere Frauenrollen.
Ihr jüngster Film a.k.a. Nikki S. Lee wiederum dreht als vermeintlicher Dokumentarfilm, der Lee bei den Dreharbeiten zu einem Dokumentarfilm über sich selbst begleitet, eine Doppelschleife. So führt sie den Zuschauer, der wissen will, wer die wahre Nikki S. Lee ist, humorvoll wie distanziert, intelligent und kurzweilig an der Nase herum: Bis zuletzt bleibt in der Schwebe, ob die zurückhaltende Konzeptkünstlerin mit der beeindruckenden Bibliothek und das schrille Jetset-Girl der Kunstsammlersociety nicht nicht nur weitere Kapriolen sind.
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