Kopf an Kopf - Serielle Porträtfotografie
Laufzeit: 15. September 2007 bis 25. November 2007
Porträtfotos gelten bis heute als Inbegriff des Identitätsnachweises. Neben dem Gebrauch in Personaldokumenten und im polizeilichen Erkennungsdienst hat auch in der bildenden Kunst eine vielfältige Auseinandersetzung mit diesem Medium stattgefunden. Die Ausstellung »Kopf an Kopf« zeigt Beispiele serieller Porträtfotografie von den frühen 70er Jahren bis in die Gegenwart. Dabei konzentriert sie sich ganz auf Kopf- und Brustporträts, die sich vom Bildschema des Passfotos herleiten. Trotz dieser engen thematischen Eingrenzung wird eine erstaunliche Vielfalt künstlerischer Ansätze präsentiert.
Als frühestes Beispiel serieller Porträtfotografie kann die Arbeit »One« von Ken Ohara gelten. Sie entstand in den späten 60er Jahren in den Straßen von New York. Der enge Bildausschnitt, in dem Ohara die anonym Porträtierten darstellt, und die hart ausgeleuchtete Schwarzweiß-Fotografie reduzieren die Unterschiede zwischen den Individuen auf ein Minimum. Auf diese Weise wird die Überzeugung von der prinzipiellen Gleichwertigkeit aller Menschen in einer »Family of Man« zum eigentlichen Thema des Werkes.
Seit den 70er Jahren haben sich zahlreiche Künstler/innen der seriellen Arbeit mit fotografischen Porträts bedient. Dabei wurden die verschiedenartigsten Konzepte realisiert. Die unbemerkt aufgenommenen Fahrgäste der Pariser Metro in Luc Delahayes Serie »L'Autre« sind angesichts ihres Wartezustandes im öffentlichen Raum durch mentale Abwesenheit gekennzeichnet. Mit vollem Selbstbewusstsein präsentieren sich dagegen die frisch blondierten Teilnehmer von Olaf Nicolais Kunstaktion »The Blondes« der Fotokamera.
Das Projekt »Eine Welt mit vielen Gesichtern« von Alexander Honory vereint Tausende von ungeschminkten Porträtköpfen aus Städten aller Kontinente zu einem globalen Bild der Menschheit, während die jugendlichen Antlitze der »Babylon Babies« von Marie-Jo Lafontaine wie idealisierte Repräsentanten dieser Menschheit erscheinen. In Arbeiten von Christian Boltanski und Alfredo Jaar gerät die Verlorenheit des Einzelnen in den Blickpunkt, während sich Jürgen Klauke und General Idea mit der Verweigerung des identifizierbaren Abbildes durch das fotografierte Modell beschäftigen. Wie aktuell die als Bildfolge konzipierte Porträtfotografie gerade heute ist, wird nicht zuletzt in den Werkgruppen von Valérie Belin, Ralf Peters und Noah Kalina deutlich.
In der seriellen Porträtfotografie kommt das Spannungsfeld zwischen Individualität und Egalität zum Ausdruck, das die Existenz des Menschen im Zeitalter der Massenmedien und der Globalisierung wesentlich mit bestimmt.
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