Mark Wallinger - Haus Salve Hospes
Laufzeit: 01. September 2007 bis 11. November 2007
Der Londoner Künstler Mark Wallinger (geb. 1959) gehört zur Generation der britischen Künstler/innen, die unter der Bezeichnung Young British Art in den 90er Jahren im Kunst-betrieb Furore gemacht haben. Doch anders als seine Kolleg/innen Damien Hirst, Sarah Lucas oder Tracey Emin ist Mark Wallingers künstlerische Sprache die der hintersinnigen Ironie, nicht der deutlichen Provokation.
Wallinger untersucht die Mechanismen von gesellschaftlichen Symbolen und Identitäten nationale, religiöse oder allgemein gesellschaftliche -, um diese zu verkehren, zu ironisieren und künstlerisch neu aufzuführen. Dabei bedient er sich auf gleichwertige Weise so unter-schiedlicher Medien wie Malerei, Installation, Film, Fotografie oder Aktion und verknüpft diese mit einer großen Bandbreite an Ausdrucksmöglichkeiten. So lässt er etwa Anfang der 90er einen Gartenschlauch durch die eleganten Räume seiner Londoner Galerie legen, dessen Ventil durch ein Loch in der Fensterscheibe in den Außenraum führen, den Wasser-strahl auf die Straße leiten und betitelt das Ganze Fountain. Das Ergebnis ist eine doppelte Persiflage: auf Vorstellungen des gepflegten englischen Rasens ebenso wie auf den großen Ready-Made-Künstler Marcel Duchamp, der seinem berühmten Urinoir denselben Namen gab. In einer Serie von Arbeiten aus der Mitte der 90er Jahren setzt Wallinger sich dagegen mit dem britischen Nationalheiligtum Rennsport auseinander, indem er gewinnträchtige Vollblüter in der Tradition eines John Constable in riesigen Leinwandformaten portraitiert, Gemälde von den Renndressen der Jockeys mit den Namen der dazugehörigen Pferde-besitzer kombiniert oder sich als Emily Davison fotografieren lässt der Suffragette, die 1913 beim Epsom Derby das Zaumzeug des Pferdes von König George V. zu ergreifen versuchte, um den König mit den Rechten der Frau zu konfrontieren, und später an den dabei erlittenen Verletzungen starb. Die Bedeutung des Pferderennsports, die Kostümierung der Jockeys und die Rolle der Frau verbinden sich hier zu einem absurd-entlarvenden Por-trait der britischen Gesellschaft. Für die Arbeit Ecce Homo stellt er 1999 eine lebensgroße, weiße Christusfigur aus Kunstharz und Marmorstaub auf eine leerstehende Säule vor die National Gallery am Trafalgar Square in London dem Ort, an dem der britische National-stolz sich und seine Geschichte heroisch feiert. 2001 schmückt er den britischen Pavillion auf der Biennale in Venedig mit der Fahne des Union Jack, dabei allerdings die Farben in irisches Orange-Grün verkehrend. Und 2004 trottet der Künstler während eines Stipendien-aufenthaltes in Berlin sieben Nächte lang im Bärenkostüm durch das hell erleuchtete Erd-geschoss der Neuen Nationalgalerie, für jeden Nachtschwärmer durch die große Fenster-front des Mies van der Rohe-Baus sichtbar. Der Titel Sleeper verknüpft Vorstellungen an Berlin als ehemaliger Hochburg für Spione und Agenten mit dem Wappentier der Stadt.
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