Marie-Louise von Motesiczky. Eine Retrospektive
Laufzeit: 02. Juni 2007 bis 19. September 2007
Zum 100. Geburtstag der Künstlerin Marie-Louise von Motesiczky (1906-1996) zeigt das Museum Moderner
Kunst Passau Stiftung Wörlen in Kooperation mit der Tate Liverpool, dem Giersch Museum Frankfurt, dem Wien
Museum sowie der Southampton City Art Gallery eine umfassende Retrospektive der Malerin, deren Leben und
Werk die brüchige Welt eines ganzen Jahrhunderts zwischen Wien und London wiederspiegelt.
Motesiczky stammte aus einer jüdischen Wiener Unternehmerfamilie, die einen regen Umgang mit den großen
Künstlern ihrer Zeit wie Johann Strauß, Johannes Brahms, Franz Grillparzer, Hugo von Hofmannsthal, Arthur
Schnitzler oder Sigmund Freud pflegte. Ein prominenter Name steht auch am Beginn ihrer künstlerischen
Tätigkeit: Max Beckmann besuchte 1920 die Sommervilla der Motesiczkys, wurde ein enger Freund der Familie
und inspirierte Marie-Louise künstlerisch tätig zu werden. Neben Studienreisen und Akademiebesuchen in Den
Haag, Paris, Berlin und Wien, besuchte sie auch die Meisterklasse an der Frankfurter Städelschule bei Max
Beckmann, der ihr OEuvre unverkennbar prägte.
Die Hoffnungen auf eine Künstlerkarriere wurden vom Anschluss zunichte gemacht. Motesiczky floh 1938 mit
ihrer Mutter Henriette zunächst nach Amsterdam, dann weiter nach London, wo sich ein enger Kontakt zur
Emigrantenszene entwickelte. Dort traf sie neben dem Maler Oskar Kokoschka auch auf Elias Canetti, mit dem
sie nicht nur eine intellektuelle, sondern auch eine turbulente Liebesbeziehung verband. Im Exil wuchs über
Jahrzehnte ein zutiefst humanes Werk, dass sich intensiv mit Menschen, deren Charakteren und Gesichtern
auseinander setzte. Außergewöhnlich sind nicht nur ihre zahlreichen, einprägsamen Selbstportraits, sondern
auch die sensiblen und zugleich schonungslosen Psychogramme ihrer alternden Mutter.
Finanziell unabhängig, nahm Motesiczky zeitlebens kaum am Kunstbetrieb teil. Ihr Werk wurde nicht zuletzt
deswegen in seiner Bedeutung erst spät erkannt und durch Ausstellungen in bedeutenden Institutionen, wie dem
Fitzwilliam Museum Cambridge, der Wiener Secession, der Tate Gallery London, der Österreichischen Galerie
Belvedere, dem Goethe Institut London, der Kunsthalle Bremen, der Manchester City Art Galleries etc. geehrt.
Die Ausstellung, die mit Unterstützung des Motesiczky Charitable Trust, der den Nachlass der Künstlerin
verwaltet, entstand, gibt mit rund 80 Gemälden und etlichen Zeichnungen einen umfassenden Einblick in das
OEuvre einer Malerin, die auf die schwierigen Zeit- und Lebensumstände mit großer Subtilität und künstlerischer
Eigenständigkeit reagierte und dadurch zu den bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts zählt.
Zur Museumseite: Museum Moderner Kunst - Stiftung Wörlen
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