Ehrtkunde Rainer Ehrt
Laufzeit: 07. Mai 2007 bis 25. Juni 2007
In den Bauch der Arche Noah, bis unters Deck beladen mit Containern der großen Kraftfahrzeughersteller, retten sich die letzten überlebenden Autos aus einer toten Landschaft. Auf einem ölverseuchten Ozean schwimmen riesige Tanker, in denen sich Tiere tummeln, deren Lebensraum die Menschheit zerstört hat: Wale, Pinguine, Delfine. Auf einem beinahe
abgestorbenen Baum hocken teils nackte Menschen und sägen an dem Ast, auf dem sie sitzen Deutsche Eiche 2006. Es ist ein latenter Schrecken in diesen Bildern, dass die Erde uns loslassen könnte, uns nicht mehr bei sich halten will, uns fallen lässt in die schwarze Leere. Gemeint sind die Bilder des ostdeutschen Graphikers und Zeichners Rainer Ehrt.
Gemeint hat das Martin Ahrends, ein Freund und Bewunderer Rainer Ehrts.
Auch Professor Dr. Walther Keim, langjähriger Leiter der Pressedokumentation im Deutschen Bundestag und Organisator von mehr als 30 Karikaturenausstellungen, schätzt das Werk Rainer Ehrts, das jetzt im Olaf-Gulbransson-Museum für Graphik und Karikatur in Tegernsee zu sehen ist. Zur Eröffnung der Ausstellung Ehrtkunde am Sonntag, den 6. Mai 2007 um 11.30 Uhr wird Walther Keim den Künstler vorstellen: Rainer Ehrt, 1960 im Harz geboren, lernte nach dem Abitur zunächst das Druckerhandwerk in Halle und Leipzig. Von 1983 bis 1988 studierte er Gebrauchsgraphik an der Hochschule für Kunst und Design in Halle und Burg Giebichenstein. Danach war er zwei Jahre Graphiker am Hans-Otto-Theater Potsdam. Heute arbeitet Rainer Ehrt als freiberuflicher Graphiker, Cartoonist und Illustrator in Kleinmachnow bei Berlin. Er zeichnet unter anderem für den Eulenspiegel, den Nebelspalter und Die Märkische Allgemeine. Seit 1993 erscheinen Künstlerbücher und Mappenwerke in der Edition Ehrt. Seine mehrfach ausgezeichneten Bilder befinden sich in Besitz von zahlreichen Sammlungen und Museen, wie etwa dem Wilhelm-Busch-Museum in Hannover, der Bibliothek des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg oder der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Thematisch umfasst das Werk Rainer Ehrts freilich weit mehr als die Auseinandersetzung mit den Folgen der Umweltzerstörung, doch steht dieser Aspekt beispielhaft für die Ur-Lust des Künstlers, einer verseuchten und allergischen Welt die Leviten zu lesen, wie Walther Keim es formuliert. Heraus kommen dabei bildgewaltige und bissige, stämmige und narrative Meisterwerke, voller nackt-fleischiger menschlicher Gestalten, mal mit Mensch-Tier-Projektionen, mal mit Anleihen in der Mystik, wie bei zwei in der Ausstellung gezeigten Holzskulpturen, die jeweils mit einigen Zeichnungen korrespondieren: Ikarus und Medusa ein Traumpaar unserer modernen Zivilisation mit ihren Zwängen, Ängsten und Sehnsüchten, so Rainer Ehrt.
Den Menschen in einer egoistischen, konsumsüchtigen Ellenbogen- und Bereicherungsgesellschaft ihre Goldgräbersucht und ihre verlorenen Utopien vor Augen zu führen, ist für Rainer Ehrt kein fiktives Spiel, sondern ein ernster, selbst der Lachlust entzogener Vorgang. Die dabei entstandenen und entstehenden Lebens- und Lesebilder bewertet Walther Keim als ein virtuoses Beispiel für den Inbegriff von Cartoons und Karikaturen, die zugleich Wirklichkeit und Traum-erlebnisse widerspiegeln. Ehrts Seelenkampf mit den Skrupellosigkeiten, Grenzverletzungen und Sturzfahrten einer unbefriedigenden, materiell dominierten Welt schließt allerdings eine ungeschminkte Sinnlichkeit und Emotionalität nicht aus ebenso wenig wie eine generelle Prise Fröhlichkeit!
Zur Museumseite: Olaf-Gulbransson-Museum
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