Panorama Museum
06567 Bad Frankenhausen
Am Schlachtberg 9

Andrea Martinelli – Menschenbilder

Laufzeit: 21. Oktober 2006 bis 28. Januar 2007

Martinelli, geboren 1965 in Prato nahe Florenz, hat gerade die vierzig
überschritten, ist also noch jung an Jahren, gebietet jedoch über eine
künstlerische Reife, die ihn in den Augen eines so renommierten Kritikers
wie Vittorio Sgarbi einem Altmeister wie Antonio López García an die Seite
stellt. In der Tat besticht Martinellis Werk durch eine Unmittelbarkeit und
Stringenz, ja Intensität und Wahrhaftigkeit der Formulierung, die den
Künstler weit aus den Niederungen eines vielfach simplen, unreflektierten
Abbildrealismus heraushebt.

Martinellis einziges Thema ist der Mensch. Und auch die Motivwelt ist streng
begrenzt. Lediglich zwei Grundmuster bestimmen sein Werk: die (meist)
stehende Ganzfigur vor urbaner Kulisse, in einem Innenraum oder auf einer
schmalen, nicht weiter festgelegten Raumbühne, und das vielfach frontal
wiedergegebene Antlitz. Dazu gibt es die verschiedensten Übergänge zwischen
beiden Varianten, vorgeführt als Halbfigur oder auch als klassisches
Brustbild, wiederum frontal gesehen oder im Dreiviertelprofil. Dieser
Beschränkung entspricht die Konsequenz des künstlerischen Ansatzes, im Bild
des Menschen ein ganzes Menschenbild fassbar zu machen. Damit reiht er sich
ein in den Strom einer Tradition, die über »die Entdeckung der Welt und des
Menschen« (Jacob Burckhardt) in der Kultur der Renaissance bis weit in die
griechische und römische Antike zurückreicht. Doch anders als viele seiner
Vorgänger setzt er kein Ideal, sondern sucht nach dem Wesen in der
Erscheinung durch subtile Übersteigerung.

In der besten Tradition des Neo-Realismo eines De Sica oder Visconti sind
Martinellis Bilder von einer existentiellen Aussagekraft, die auf
Archethematisches, auf menschliche Grundwerte und Selbstbehauptung verweist,
ohne sozialkritische Aspekte erkennbar in den Vordergrund zu stellen. Von
Angesicht zu Angesicht stellt er dem Betrachter Menschen, Charaktere,
Persönlichkeiten gegenüber, deren visuelle Präsenz die Grenzen des Bildes
unversehens überschreitet. Nicht allein die Figur im Bild ist Gegenstand der
Betrachtung, auch der Betrachter selbst sieht sich oftmals prüfenden Blicken
ausgesetzt. Doppelgänger, Schattenbilder und visionäre Erscheinungen, zu
denen auch der Aufschein des Numinosen in Form geheimnisvoller Erleuchtung
gehört, steigern noch die Kraft der Bilder, deren existentieller Realismus
eine geradezu metaphysische Qualität gewinnt. Es ist, als ob Martinellis
künstlerische Suche einer Art Vera Icon der Psyche des Menschen gilt.

In der Ausstellung gezeigt werden 31 Gemälde und 28 Zeichnungen aus dem
Schaffenszeitraum von 1996 bis 2006.

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Kategorien:
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