Reiner Leist: Window
Laufzeit: 08. September 2006 bis 07. Januar 2007
Seit mehr als zehn Jahren fotografiert Reiner Leist mit einer Plattenkamera des 19. Jahrhunderts aus dem Fenster eines New Yorker Geschäftshauses an der 8. Avenue das Leben der Metropole. Er fotografierte an jedem Tag, an dem er in New York war, wann immer er Zeit fand, bei jeder Tageszeit, Witterung und jedem Sonnenstand. Dabei entstanden etwa 2.200 Aufnahmen, die den Alltag und Wandel Manhattans genauso vorführen wie auch die große, welthistorische Zäsur, die Zerstörung des World Trade Centers. Der immer neue Blick durch das Fenster auf die Stadt verleiht den Aufnahmen eine reiche Vielfalt, die zu immer neuen Gegenüberstellungen geradezu herausfordert.
Für seine Ausstellung im Kaisersaal des Museums für Fotografie hat Leist eine große Installation mit Leuchtkästen entwickelt, die in einem gewaltigen Panorama sämtliche Fotografien präsentiert. Gleichzeitig erlaubt die Anordnung der Kästen, den Ablauf eines Jahres ebenso zu studieren wie die immer gleichen Tage innerhalb der Jahre 1995 bis 2005.
Reiner Leist ist ein Fotograf, der in Langzeit-Projekten arbeitet. Er nähert sich seiner Umgebung in ausgedehnten Untersuchungsreihen. So interviewte und portraitierte er 1989-93 200 Menschen in Südafrika für das Buch South Africa: Blue Portraits. Für sein Projekt Window fotografiert er seit 1995 nahezu täglich den Blick aus seinem Fenster in New York. Seit 1994 verfolgt er das Langzeitvorhaben American Portraits, für das er Auszüge aus Gesprächen in Texttafeln mit Kindheitsfotografien und den von ihm gemachten Porträts miteinander kombinierte und auf eine große Bandbreite der in Bild und Text vermittelten Schicksale Wert legt. So gelingt es ihm, die Fotografie zu einem Medium der in den Bildern seiner Menschen gespiegelten Recherche über die Authentizität eines Landes zu machen.
Leist nutzt dabei überlegt die Mittel der dokumentarischen Fotografie, die dabei im Dienst einer Reflexion über eine wesentliche Fähigkeit des Mediums eingesetzt werden. Er untersucht die fotografischen Möglichkeiten der Erfassung der Zeit und von Zeiträumen. Steht zwischen den Kindheitsfotos und den aktuellen Aufnahmen von Leist bei den American Portraits die Behauptung einer ganzen Lebensgeschichte, so bilden die über 2200 fotografischen Blicke aus seinem New Yorker Fenster in ihrer Totalität ein visuelles Tagebuch, das den Fluss der Zeit unmittelbar vergegenständlicht.
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