dao droste - diesseits jenseits
boden- und klanginstallation im alten schlosskeller
Laufzeit: 27. August 2006 bis 08. Oktober 2006
Anderer Ausstellungsort:
schloss neuenbürg
die Künstlerin
Dao Droste wurde 1952 in Saigon/Vietnam geboren und ist dort auch aufgewachsen
in einer Familie mit Künstlertradition. 1971 kam sie nach Deutschland, hat hier zunächst
ein Chemiestudium absolviert und promoviert. Danach wandte sie sich ganz der
bildenden Kunst zu und profilierte sich seither gleichermaßen als Malerin, Plastikerin
und Installationskünstlerin. International hervorgetreten ist sie vor allem mit ihren großen
Bodeninstallationen open-mindedness und terra cantans, die schon in vielen Städten
Europas gezeigt wurden. (www.daodroste.de)
Text von Dr. Werner Bornbaum
Die in Saigon geborene Künstlerin Dao Droste ist seit längerem weit über die Grenzen ihrer Wahlheimat Süddeutschland hinaus bekannt. Ausstellungsprojekte im Ausland, über drei Jahrzehnte verteilt, führten sie insbesondere nach Großbritannien, Italien und Frankreich. Dennoch ist sie für besondere Ausstellungsräume ein Geheim-Tipp geblieben, da die Installation spezielle Raumeigenschaften sucht und diese als etwas Besonderes erscheinen lässt. Die Räume vermögen ihrerseits die Installationen besonders lebendig erscheinen zu lassen und vervollständigen dadurch den Eindruck. Ein perfektes Zusammenwirken von schlichten, niedrigen Wänden, einem massiv wirkenden Tonnengewölbe, ungegliederten Festern, einem grob wirkenden Boden und unverwechselbaren Plastiken von eigener Hand erreicht die Künstlerin in eindrucksvoller Weise im Gewölbekeller von Schloss Neuenbürg.
Zwölf Gruppen zu sieben Terrakotta - Büsten sind hier als Ausstellungsgegenstände auf dem körnigen Boden anzutreffen. Die Gewölbefenster durchfluten bei Tag die frühneuzeitliche Raumarchitektur mit mildem Tageslicht, welches sich in den dämmrigen Raumgrenzen verliert. Zusätzlich eingesetztes Kunstlicht lässt die Gruppen als Akteure in einem von Alterswert geprägten Raum klar hervortreten.
In diesem Dialog der Plastik mit der Architektur wendet die Künstlerin analoge, kreisförmige Anordnungen an und bildet dadurch sozusagen perfekt einander zugeordnete Familien. Der Ordnungswille und der familiäre Charakter setzt sich darin fort, dass die verwendeten Objekte artverwandt sind, ja sogar auf den ersten Blick identisch erscheinen. Gleiches sollte zu einer stillen Zusammenkunft in einem mystisch wirkenden Raum zusammengetragen werden. Hierfür wendet die Künstlerin zunächst eine Serienproduktion von Rohlingen an. Dann werden die Antlitze durch Nachbearbeitungen der formenden Hand zu Unikaten bearbeitet. Diese dadurch erreichten individuellen Merkmale geben sich bei genauerer Betrachtung und Vergleich zu erkennen.
Der Tradition europäischer Kunst zufolge ist die Büste stets einer herausragenden Persönlichkeit vorbehalten, deren Bedeutung für das Gemeinwesen hervorgehoben werden soll. Dieser Auffassung widersprechend ordnet Dao Droste ihre Bildnisse keinen bestimmten Personen zu. Sie sind eher ein Abbild der Menschheit an sich, deren Wertschätzung sich ungeachtet diesseitiger Rangordnungen im Hinblick auf das Jenseits ausdehnt. Vor den wirklichen großen Wahrheiten der Lebenskreisläufe sind alle wertvoll und keiner nimmt irgendeine Vorrangstellung ein. Hierin liegt das Einheit stiftende Moment der Kunst Dao Drostes, denn vor der Natur ist jeder Mensch gleich und vor ihr bewahrt er seine Würde. Ist es diese Erkenntnis, die den Plastiken den entspannten Ausdruck verleiht und sie zu einer harmonischen Zusammenkunft führt? Der Ausstellungsbesucher wird jedenfalls ein Stück einer feinsinnigen Gefühls- und Gedankenwelt unmittelbar verspüren. In Neuenbürg tritt als zusätzliche Wirkung eine Klangebene hinzu, die die meditative Stimmung zusätzlich verstärkt. Ein schlagendes Herz, verschiedene Stimmen sind als evidente Bezüge zum Inhalt Mensch zu hören. Das Leben verklingt langsam wie die zarten und sonoren Glocken, deren schwebende Töne hier zu hören sind. Doch die Klänge kehren zum Anfang zurück wie die Kreisläufe des Lebens, die sich kontinuierlich fortsetzen.
Katalog: dao droste - diesseits jenseits
Zur Museumseite: Museum im Schloss Neuenbürg
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