Fernand Roda: Tierkarikaturen, Fabelwesen aus dem Märchenland
Laufzeit: 03. Juli 2006 bis 31. August 2006
Wenn das Olaf-Gulbransson-Museum in seinen Ausstellungen Karikaturen zeigt, dann sind darauf meistens Menschen oder (historische) Ereignisse zu sehen. Nur selten werden Tiere satirisch gezeichnet. Der Luxemburger Künstler Fernand Roda widmet sich seit einigen Jahren fast ausschließlich der Tierwelt. 250 der so entstandenen Kleinstbilder in Postkartengröße zeigt ab 2. Juli 2006 das Olaf-Gulbransson-Museum für Graphik und Karikatur in Tegernsee unter dem Titel Tierkarikaturen, Fabelwesen aus dem Märchenland.
Fernand Roda, 1951 in Luxemburg geboren, lebt und arbeitet seit über 35 Jahren in Düsseldorf. Während des Studiums an der Kunstakademie bei Joseph Beuys begann er mit expressiven, abstrakten Arbeiten. Einhergehend mit der aufkommenden wilden Malerei zu Beginn der achtziger Jahre fand er zu einer großformatigen, gegenständlichen Malerei, die sich auf eine andere Wirklichkeit bezieht. Auffallend ist der Natur- und Landschaftsbezug, der den einzelnen Arbeiten gemeinsam ist. Darüber hinaus zeichnen sich seine Werke durch eine starke optische Präsenz aus; sie haften nachhaltig im Gedächtnis. Fernand Roda stellt mit seiner Malerei Fragen. Kunst ist für ihn ein Denkbild-Modell. Mit seiner Kunstauffassung erweist sich der ehemalige Meisterschüler seines Lehrers Joseph Beuys würdig, der sagte: Die Prinzipien der Kunst sind die Prinzipien des Geistes.
Die Kleinstkompositionen, die nun im Olaf-Gulbransson-Museum für Graphik und Karikatur zu sehen sind, hat Fernand Roda im Jahr 2000 erstmals erprobt. Damals gab er erstmalig die Neujahrs- und Weihnachtskarten für die Unicef-Kinderhilfe heraus. Entgegen der ansonsten enorm durchdachten malerischen Handlung, bei der eine dicht gesetzte kleinteilige Pinselschrift nichts dem Zufall überlässt, präferiert das kleine Bildformat eine eher grobe Malgestik, die in raschen Zügen über die Leinwand eilt. Derart wuchert reine Malerei, bei der kleine Bravourstücke entstehen, die den Betrachter in ein wunderbares, phantastisches Tierreich mit seltsamem Getier, Schlangen, Vögeln, Kriechtieren, Affen oder Dinosauriern entführen. Neben der Wahl des Sujets, das sich von den Großformaten absetzt, fasziniert die Malerei als solche, es scheint, als tobe sich Roda bei den kleinen Formaten regelrecht aus, ist gestisch freier, impulsiver, entgegen der ansonsten bevorzugten Präzision der Pinselzüge seiner exakt gestalteten Bilder.
Bei den Tierzeichnungen bedient sich Roda zweier Hilfsmittel, die es ihm ermöglichen, die dargestellten Lebewesen zu karikieren: Zum einen wählt er eine überzeichnete, abstrakte Darstellung und nicht die realistische Zeichnung, mit der vielleicht Gulbransson eine Kuh, ein Pferd oder einen Frosch darstellt. Zum anderen gibt er seinen Tieren eine fast symbolistisch, komplementäre Farbgebung. Da schaut dem Betrachter aus dem schwarzen Hintergrund der Kopf eines grünen Krokodils mit roten Augen dümmlich entgegen. Auf einem anderen Bild mustert ein breites Nilpferd den Schauenden und ein seltsam gelb-oranger Nasenbär scheint vor einem bunten Hintergrund zu tanzen.
Die skurrile und wundersame Darstellung der Tiere, ihre teilweise seltsamen Posen, ersetzen dabei das fehlende erzählerische Moment, welches schließlich die Fabel ausmacht: Am Gesichtsausdruck der Tiere (dümmlich, gespannt oder rätselhaft) kann man menschliche Eigenschaften ablesen. Die Schlusspointe erschließt sich dem Betrachter dadurch, dass er sich selbst in den Tieren wiederfindet.
Zur Museumseite: Olaf-Gulbransson-Museum
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