Traumkapseln
Peter F. Piening

Laufzeit: bis 19. Februar 2006

Die Traumkapseln von Peter F. Piening sind geheimnisvolle und begehbare Parallelwelten unseres Alltags. Voller hintersinniger Überraschungen, unglaublich reich an Details, hat der in Ahrensburg bei Hamburg lebende Künstler „Räume“ geschaffen, die jeden Betrachtenden zum Begreifenden machen. Ob forschend oder spielerisch, man fühlt sich in eine andere Welt versetzt und kann noch dazu viele der Skulpturen und Geräte wirklich selbst erkunden. Betreten geboten. Hands on! Der Künstler wünscht, dass seine Arbeiten „begriffen“ werden.
Die Raumskulpturen reagieren auf die archaischen Bedürfnisse des Menschen nach Schutz und innerer Sammlung, nach Selbsterkenntnis und Wissen, nach Spiel und Ordnung und irgendwie fühlt man sich an die abenteuerlichen Reisen von Jules Verne oder Perry Rhodan erinnert. Egal ob das Riesen-Ei Volvox oder der schneckenförmige Caravan, die Objekte sind angefüllt mit Schubladen, Schränken und Kästen und diese enthalten alles, was man zum Überleben braucht: Anzug, Aktentasche, Kochlöffel, Schuhanzieher, Bücher, Fernseher, Säge, Musikinstrumente, Flaschenöffner usw. – um die jeweils 250 Einzelobjekte, alle gefertigt aus Holz. Das Haus als Hülle und Panzer könnte man als thematischen Hintergrund vieler Arbeiten vermuten, wirklich angeregt wurde Piening zur Volvox allerdings von den U-Boot-Plänen Wilhelm Bauers, der um 1850 einen solchen autarken Mikrokosmos entwarf. Der Kiosk hingegen übertrumpft mit über 600 Einzelobjekten die beiden erwähnten Arbeiten und entführt uns in eine bunte, vielfältige Warenwelt, in der die kleinen Dinge des täglichen Bedarfs in liebevoller Weise nachgebildet sind und uns das Alltägliche in märchenhafter Verfremdung vorführen.
Peter Piening sagt über sich und seine Arbeiten: „Ich Freizeitnoah, -tüftler, -bastler, -philosoph, will mir eine Kiste bauen, als Haus, Vehikel, Kapsel, Schiff, will sie möblieren und bestücken, mit Schere, Hut und Bügeleisen, Schlitten, Fäustling, Markenroller, Schuhanzieher, Sieb und Aktentasche, mit Gabel, Löffel, Suppentopf, dazu Trompete, Fernrohr, Regenschirm, einen Sitz mit Arm- und Rückenlehne, Bürste, Schlittschuh, Tau und Boot, Zirkel, Meißel, Jacke, Säge, Zange, Hammer, Nagelfeile, Erinnerungsstücke, Proviant, zu lesen was und was zu schreiben, Becher, Besen, Kamm und Wasserwaage, alles, was der Mensch so braucht unterwegs zum Ararat.“
Mittlerweile sind über ein Dutzend dieser Großobjekte entstanden und neben der statischen Anordnung der Dinge findet sich darunter auch Cockpit, eine Heimorgel mit einem klang- und geräuscherzeugenden Instrumentarium oder das Eremitorium, welches mit 49 handgeschnitzten Büchern ausgestattet ist und bereits auf der Außenhülle mit Worten spielt. Im Inneren finden sich ein kleiner Tisch und ein Stuhl in einer Umgebung, die an eine Mönchszelle erinnert, bei genauer Betrachtung jedoch die eindeutige Zuordnung unmöglich macht. Wohl nicht ohne Grund nannte der Regisseur Michael Engler seinen Film über Peter Piening Nichts ist eindeutig.
Schon als Kind habe er gern gesägt und gebastelt, erklärt Peter Piening, der an jedem seiner phantastischen Environments mehr als ein Jahr arbeitet und diese in einer Vielzahl ausgeklügelter Konstruktionszeichnungen vorbereitet. Als Material verwendet der Künstler alles, was verfügbar ist: Gesammeltes Treibgut, Fundstücke, Sperr- und Balsaholz. Und wenn ein schönes, altes Bauerngerät gerade passt, wird auch das integriert und bringt neben seiner räumlichen Gestalt auch seine Geschichte ein. All das wird be- und verarbeitet, umgeformt, miteinander kombiniert, gestrichen und einem dieser wunderbaren Mikrokosmen eingefügt, die in ihrer Andersartigkeit dem Cyberspace und virtuellen Welten geradezu provokativ gegenüberstehen.
In der Galerie werden mehrere Traumkapseln installiert. Hinzu kommen Entwürfe, Zeichnungen und Texte, die den Prozess der Ideenfindungen beschreiben

Katalog: Peter F. Piening: Traumkapseln

Kategorien:
Kunst | Zeitgenössische Kunst | Kinder |  Ausstellungen im Bundesland Thüringen | Ort:  Jena |
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