Die Anfänge der europäischen Druckgraphik - Holzschnitte des 15. Jahrhunderts und ihr Gebrauch
Laufzeit: 15. Dezember 2005 bis 19. März 2006
Gemeinsam mit der National Gallery of Art in Washington präsentiert das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg erstmals die Geburt des frühesten europäischen Massenmediums: des Holzschnitts. Er machte es im 15. Jahrhundert Menschen aller Schichten möglich, Bilder zu besitzen. Mit hochkarätigen Leihgaben aus den großen europäischen und amerikanischen Sammlungen gibt die Ausstellung einen faszinierenden, so noch nie gezeigten Einblick in die Frühgeschichte der Druckgraphik.
Von den frühen Einblattholzschnitten mit ihrer eindringlichen Bildsprache und ihrem kräftigen Kolorit sind nur wenige, äußerst seltene Exemplare erhalten. Sie gehören heute zum kostbarsten Besitz der großen Graphischen Sammlungen. Ausgehend von innovativen Fragestellungen wirft die Ausstellung neues Licht auf die ältesten Zeugnisse des europäischen Bilddrucks und kann mit überraschenden Ergebnissen aufwarten.
Der Holzschnitt leitete am Beginn des 15. Jahrhundert den Siegeszug der Printmedien ein. Er verdankt seine Entstehung nicht einer einmaligen technischen Erfindung, sondern ging aus bereits bekannten Vervielfältigungsmethoden wie dem Zeugdruck hervor. Eingeklebt in Handschriften oder an geeigneten Orten im Haus angebracht, erfüllten die ersten Holzschnitte vielfältige Zwecke: Sie dienten der privaten Andacht, der religiösen und moralischen Unterweisung, der religiösen und politischen Propaganda, der Vermittlung praktischer und gelehrter Kenntnisse, der Unterhaltung und Satire.
Gebete vor dem Bild des Schmerzensmanns sollten reiche Ablässe bewirken, die Betrachtung eines Christophorusbildes vor dem jähen Tod bewahren und Gebete an den Heiligen Sebastian versprachen Schutz vor der Pest. So zeigt die Ausstellung neben einem der frühesten Neujahrsgrüße Bilder, die als Andenken an eine Pilgerreise, zum Vertreiben von Dämonen oder zum Vergegenwärtigen einer Reliquie dienen sollten. Mit ihrer preisgünstigen, breiten Verfügbarkeit und ihrer Mobilität leiteten die Holzschnitte eine neue Epoche der bildlichen Kommunikation und der weiträumigen europäischen Bilderverbreitung ein.
Die dem Medium eigene Praxis des Kopierens und Verbreitens von Vorbildern stellt herkömmliche kunsthistorische Untersuchungsmethoden wie die stilkritische Lokalisierung und Datierung in Frage. Deshalb wurden in die Ausstellung vorzugsweise Blätter aufgenommen, deren historischer Kontext und konkreter Bildgebrauch überliefert oder wenigstens rekonstruierbar ist. Diese Beispiele liefern nicht nur neue, tragfähige Aussagen über Ort und Zeit ihrer Entstehung, sondern tragen auch zum Verständnis der komplexen Rolle der Bilder in der Kultur des Spätmittelalters bei.
Die Ausstellung umfasst 106 ausgewählte Blätter und gliedert sich in folgende Abschnitte: Die Entstehung eines Mediums - Der frühe Holzschnitt - Funktion und Gebrauch - Leiden und Mitleiden - Vorbild und Unterweisung - Anrufung der Heiligen - Frühe Bildpublizistik.
Katalog: Ein umfangreicher Katalog, 372 Seiten, 177 Farbabb., 72 s/w-Abbildungen zum Preis von 39,80 (im Museum) begleitet die Ausstellung
Zur Museumseite: Germanisches Nationalmuseum
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