Arnulf Rainer - "Kanarien" - Arbeiten auf Papier

Laufzeit: 13. November 2005 bis 30. Dezember 2005

Kaum ein anderer Künstler hat sich so schonungslos wie Arnulf Rainer in seinen Werken der Selbstanalyse unterzogen. In den Transformationen seines Selbst in Gestik und Mimik mit rigorosem Körpereinsatz und in der Übermalung seiner Abbilder entwickelte er das Destruktionsprinzip als Strategie auf der Suche nach immer neuen Formen. Den psycho-physischen Grenzbereichen gilt seine Neugier und Phantasie. Durch Übertreibung bringt er das geistige Potenzial oder Wesenszüge hinter der äußeren Erscheinung zum Ausdruck. Dabei laufen seine Metamorphosen des Schrecklichen durchaus in den Bereich des Grotesken oder Theatralisch-Komödiantischen. Tabu-Berührungen sind sein Ziel. Im Zelebrieren der „Selbstreproduktion“ ist das Werk Arnulf Rainers fruchtbarer Ausgangspunkt der Künstler der Folgegeneration geworden.

Seit 1997 verbringt der Künstler die Wintermonate zum Arbeiten auf Teneriffa. Ausgerüstet mit einer konventionellen Kameraausrüstung erkundet er die Landschaft der Vulkaninsel, die ihm ihre Farbe, Licht, Luft, botanische Exotik und geologische Dramatik anbietet. Ihn interessieren nicht die Touristen und ihre Bedürfnisse an die Infrastruktur. Vielmehr sind es die Pflanzen und Felsformationen, die er aufnimmt, aber auch die Spuren und Eingriffe der Menschen zu Lande und zu Wasser: die schützenden Mauern um die Bananengärten, der vor sich hin rostende, havarierte Frachter. Die fotografierten Motive dienen ihm als Basis für die dann erfolgten Übermalungen. In seinen neuesten, auf verschiedenen Kanareninseln entstandenen expressiven Landschaftsbildern untersucht Arnulf Rainer die aus dem Vulkan geborene Landschaft als Ausdrucksträger von Geschichte, Evolution, Mentalität der dort beheimateten Menschen ähnlich akribisch wie vordem seinen Körper.

Der Österreicher Arnulf Rainer hat einen bedeutenden Beitrag zur Kunstgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts geleistet. In der "Klassiker-Reihe“ des Kunstvereins ist die Ausstellung eine Hommage an einen Künstler von Weltrang, der im Jahre 2004 seinen 75. Geburtstag feierte.