Hamburger Kunsthalle
20095 Hamburg
Glockengießerwall

Max Beckmann (1884-1950) - Zeichnungen und Druckgraphik aus der Sammlung Hegewisch in der Hamburger Kunsthalle

Laufzeit: 18. November 2005 bis 19. Februar 2006

Dem Hamburger Ehepaar Klaus und Erika Hegewisch ist es über Jahrzehnte hinweg gelungen, mit weit über 120 Werken eine eindrucksvolle Sammlung von Max Beckmanns Arbeiten auf Papier zusammenzutragen. Zu ihren Werken gehören exemplarische Zeichnungen wie zum Beispiel das eindringliche „Selbstbildnis mit Krankenpflegeruniform und Autobrille“ von 1915 und die Kompositionsstudie zur „Auferstehung“ aus dem Jahr 1918. Neben zahlreichen druckgraphischen Einzelblättern sind alle wichtigen graphischen Zyklen, darunter „Gesichter“ (1915-18), „Die Hölle“ (1919), „Jahrmarkt“ (1921) und „Berliner Reise“ (1922) sowie das illustrierte Buch der „Apokalypse“ von 1943 mit vom Künstler handkolorierten Lithographien in der Sammlung vorhanden.

Der in Leipzig geborene Max Beckmann zählt mit seinem malerischen und druckgraphischen Werk zu den bedeutendsten deutschen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Bereits um 1900, während seines Studiums an der Großherzoglichen Kunstschule in Weimar, hatte er die grundlegenden druckgraphischen Techniken wie den Holzschnitt, die Radierung und die Lithographie erlernt. Schon in den Jahren 1909 bis1913 war in Berlin eine Reihe von malerischen Kreidelithographien entstanden. Doch erst die prägenden Eindrücke seiner Erlebnisse während des Ersten Weltkriegs an Ost- und Westfront führten ab 1915 zu einem entscheidenden Motiv- und Stilwandel. Aufgrund eines seelischen und körperlichen Zusammenbruchs war Beckmann aus dem Kriegsdienst entlassen worden. Er kehrte nach Berlin zurück, sondern entschied sich für einen Neubeginn in Frankfurt.

Über zehn Jahre hinweg sollte nun die Druckgraphik seine bevorzugte Technik sein, in der er kritische Beobachtungen zu der ihn umgebenden Gesellschaft und zu ihren schnellen Wandlungen in einprägsame Bilder bannte. Er nutzte dabei meist die potenzielle Härte des Holzschnitts und der Radierung. Gleichzeitig spielte er mit verschiedenen Blickpunkten und expressiven Verzerrungen seiner Motive. Er öffnete so vielen seiner Zeitgenossen, u. a. dem Dresdner Kunsthistoriker Paul Ferdinand Schmidt, die Augen. Mit Schrecken äußerte sich Schmidt 1920: „ So sieht es also in Deutschland aus. (...) In solch einer Hölle leben wir.“ Noch heute sind die Arbeiten Max Beckmanns eindrucksvolle und zeitlose Zeugnisse der Umwälzungen der Gesellschaft in Deutschland nach dem Ende des Ersten Weltkriegs.

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