Hermann Kosterlitz - Henry Koster
Laufzeit: 01. Mai 2005 bis 28. August 2005
Henry Kosters Karriere, von seinen Anfängen als Drehbuchautor in der Weimarer Republik über die Flucht vor dem Nationalsozialismus bis zum erfolgreichen Regisseur in Hollywood, steht symbolhaft für die Geschichte des deutschen Filmexils in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das Filmmuseum Berlin erinnert an den 1988 verstorbenen Koster mit einer Präsentation im Kassenraum: In mehreren Vitrinen sind Dokumente aus der Sammlung Henry Koster zu sehen, darunter Briefe, Objekte und Fotos.
Hermann Kosterlitz wird am 1. Mai 1905 als Sohn des Geschäftsmannes Albert K. Kosterlitz und seiner Ehefrau Emma, geb. Salomon in Berlin geboren. Nach der Trennung seiner Eltern im Jahr 1910 wächst Kosterlitz bei der Mutter auf und verbringt bereits als Kind viel Zeit im Kino. Seine Mutter begleitet Stummfilme auf dem Klavier und nimmt ihren Sohn mit zu den Vorstellungen. Nach dem Abschluss der Oberrealschule im Jahr 1921 absolviert Kosterlitz eine Ausbildung als Gebrauchsgrafiker, arbeitet u.a. als Illustrator von Kinderbüchern.
Ab 1922 schreibt Hermann Kosterlitz Reportagen und Kurzgeschichten, entwirft Pausen-Dias, die auf die Kinoleinwand projiziert werden, stellt eigene Werbefilme her und betätigt sich als Pointenschreiber für den Film. 1925 verfasst er sein erstes Drehbuch, arbeitet in der Folge eng mit dem Regisseur Kurt Bernhardt zusammen, es entstehen Drehbücher für sechs Filme Bernhardts. Für Erich Engel ist er Autor der erfolgreichen Filmkomödie DIE FÜNF VON DER JAZZBAND (1932) mit Jenny Jugo in der Hauptrolle. 1932 debütiert Kosterlitz als Regisseur mit dem Film DAS ABENTEUER DER THEA ROLAND, in dem Lil Dagover die Hauptrolle spielt.
Die Arbeit an seinem zweiten Spielfilm DAS HÄSSLICHE MÄDCHEN (1933) kann Kosterlitz wegen der Machtübernahme der Nazis nicht mehr beenden, bei der Uraufführung wird ein anderer Regisseur genannt, es kommt zu einer antisemitischen Störaktion. Über Frankreich gelangt Kosterlitz 1934 nach Wien, wo er für den Leiter der Universal in Europa, Joe Pasternak, drei Filme realisiert. Im Januar 1936 erreicht Kosterlitz Hollywood, der Produzent Carl Laemmle Jr. hat ihn für die Universal engagiert. Von nun an nennt er sich Henry Koster.
Bei der Universal arbeitet Koster wieder mit Joe Pasternak zusammen. Mit der Komödie THREE SMART GIRLS (1936) retten sie die Universal vor der Pleite und machen die junge Schauspielerin Deanna Durbin zum Star. Henry Koster nimmt 1942 die amerikanische Staatsbürgerschaft an, er avanciert in den USA zu einem auf das Komödienfach spezialisierten Erfolgsregisseur. 1947 erhält der Film THE BISHOPS WIFE mit Cary Grant in der Hauptrolle eine Oscar-Nominierung. Koster inszeniert in den fünfziger und sechziger Jahren Filme mit Stars wie Marlon Brando, Bette Davis, Marlene Dietrich, Jennifer Jones, Charles Laughton und James Stewart. Er ist in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Peggy Moran verheiratet. Henry Koster stirbt am 21. September 1988 in Kalifornien.
Henry Koster war Mitglied des von dem Agenten Paul Kohner gegründeten European Film Fund und unterstützte während der NS-Herrschaft zahlreiche Exilanten. Die Sammlung Koster in der Stiftung Deutsche Kinemathek dokumentiert eine große Hilfsbereitschaft während des Nazi-Regimes und in der Nachkriegszeit.
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