Julius Kaesdorf
Wegheilige in Osijek/Esseg

Laufzeit: 10. Juli 2005 bis 03. Oktober 2005

Als Rechtsanwalt arbeitete Julius Kaesdorf (geb. 1914, gest. 1993) seit den 1950er Jahren in Biberach/Riß. Zugleich war er Maler, Poet und Philosoph. Überregional bekannt wurde er durch seine Malerei: Kleinformatige, zarte Ölbilder und Zeichnungen, die er meist mit hintergründigen, ironischen Titeln versah.

Das Donauschwäbische Zentralmuseum präsentiert Bilder, die einen Bezug zu seiner Jugendzeit in Kroatien haben. Im Donauschwäbischen Zentralmuseum wird darüber hinaus die von der Donaumonarchie geprägte Stadt Osijek vorgestellt, in der Kaesdorf seine Jugend verbrachte.
Einen zweiten Teil zeigt das Ulmer Museum: Hier sind die Bilder zu sehen, die sich mit dem oberschwäbischen Barock beschäftigen.

Das Ulmer Museum und das Donauschwäbische Zentralmuseum präsentieren gemeinsam eine thematische Retrospektive der Ölbilder von Julius Kaesdorf (1914 - 1993). Anlass für die Kooperation unserer Museen gaben das Werk und die Biografie des Künstlers. In Bóly/Deutschbol (Ungarn) geboren, wuchs Kaesdorf in Osijek/Esseg (Kroatien) auf und kam nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland, wo er seit den 1950er Jahren in Biberach als Rechtsanwalt und Maler arbeitete.

In vielen Bildern und Bildbeschreibungen setzt sich Kaesdorf mit der Stadt Esseg/Osijek in Kroatien auseinander, wo er seine Jugend verbrachte. In seinen Gemälden oder besser: in seinen Bildtexten begegnen uns Wegheilige, Klosterheilige, Kapuziner und Komödianten aus Esseg. In Oberschwaben, wo Kaesdorf bis zu seinem Tod 1993 lebte, faszinierten ihn die reich ausgeschmückten barocken Kirchen und Kapellen. In seinen Bildern spiegeln sich die Figuren des oberschwäbischen Barocks in geflügelten Brustbildern, Dachengeln oder Obervorstehern wider. Kaesdorf: „Der Barock ist überall üppig vorhanden, wo ich bisher gelebt habe. In Ungarn, Kroatien, Süddeutschland.“

Die Ausstellung besteht aus zwei Teilen: Das Ulmer Museum gibt einen Überblick über das Gesamtwerk von Kaesdorf und zeigt dabei vor allem Gemälde, in denen sich der Maler mit dem oberschwäbischen Barock auseinandersetzt. Das Donauschwäbische Zentralmuseum zeigt Bilder, die in Bezug zur Stadt Esseg/Osijek stehen. Hier wird auch die Geschichte dieser von der Habsburgermonarchie geprägten Stadt im Osten Kroatiens dargestellt und in einem Film mit Aussagen von Julius Kaesdorf verbunden.
DER MALER
„Hab ich Schwierigkeiten als Rechtsanwalt, dann tröst` ich mich: Ich bin ein Maler. Hab ich Schwierigkeiten als Maler, dann tröst` ich mich: Ich bin ein Rechtsanwalt.“
Julius Kaesdorf war Jurist und Maler, Poet und Philosoph. Seine kleinformatigen Ölbilder machten den Künstler überregional bekannt. Sie sind aus Weiß als Grundfarbe rein malerisch entwickelt. Ihre zarte Figürlichkeit vermittelt einen poetischen Kosmos, in dem sich Vergangenes wie Gegenwärtiges vielfältig spiegeln, in dem Wirklichkeit und Phantasie nebeneinander stehen. Zum Bild tritt das Wort. Titel von höchst eigenständiger Diktion und ungewöhnlicher Länge begleiten als zugleich authentisch wie surreal erscheinende Berichte die Malerei und schaffen ironische Distanz.

Osijek, Esseg, Essegg, Eszék, Essek:
„Essegg, das war die letzte Festung an der österreichisch-ungarischen Grenze, in der Festung war das Gymnasium, dort bin ich zur Schule gegangen.“ (Julius Kaesdorf)

Die Festung Esseg wurde von den Habsburgern nach dem Sieg über die türkische Besatzung am Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut. Die an der Drau gelegene Stadt entwickelte sich im 19. Jahrhundert zum wirtschaftlichen und politischen Zentrum Slawoniens, dem östlichen Teil im heutigen Kroatien. Die Bevölkerung bestand aus Kroaten, Serben, Deutschen und Ungarn, wobei lange Zeit das deutsch-jüdische Element dominierte. Als Julius Kaesdorf in Esseg zur Schule ging, stellte die kroatische Bevölkerung in der Mehrheit in der Stadt.

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Kunst |  Ausstellungen im Bundesland Baden-Württemberg | Ort:  Ulm |
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