GEORG HEROLD
Laufzeit: 05. März 2005 bis 09. April 2005
Der 1947 in Jena geborene Georg Herold zählt zu den wichtigsten deutschen Künstlern der letzten zwei Jahrzehnte und sein Werk zu den folgenreichsten. Die umfassende Werkschau in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden bietet erstmalig die Gelegenheit, das Heroldsche uvre von den frühen 1980er Jahren bis heute zu betrachten. Der Künstler, 1977 bis 1983 ein Schüler Sigmar Polkes, stellte Anfang der 1980er Jahre zusammen mit Martin Kippenberger, Werner Büttner und Albert Oehlen radikal und sarkastisch Kunst und Kunstbetrieb in Frage. Anders als manche »Jungen Wilden« dieser Generation entwickelte er einen nachhaltigen Skeptizismus, hinter dessen erstem, provokativem Auftreten prinzipielle und weiterführende Fragestellungen erkennbar wurden.
Georg Herolds Arbeiten aus Materialien wie Dachlatten, Ziegelsteinen und Gegenständen des alltäglichen Gebrauchs setzen sich kritisch und ironisch mit kunsthistorischen (Dürerhase«, 1984), gesellschaftlichen (»Köln sammelt«, 1983), politischen (»RAF«, 1990) wie auch mit religiös-ideologischen Denkgewohnheiten (»Ars pro Deo«, 1984) auseinander und versetzen den Betrachter in eine verblüffende Konfrontation mit seinen eigenen Kunsterwartungen.
Vor seinen Kunststudien in München und Hamburg absolvierte Georg Herold noch in der DDR eine zweijährige Ausbildung als Schmied, was sowohl die handwerkliche Schnörkellosigkeit als auch die präzise Wirkung seiner Skulpturen, Bilder und Installationen erklären mag. Die Wucht, mit der Herold einen krematoriumsartigen »Schlot (Im Arsch ists finster)«, 1984, auftürmt, einen dicken Packen Holzbalken an die Wand heftet (»Das dicke Licht«, 1986) oder einen »Mountain of Cocaine« (1990, aus Polyester) errichtet, geht aus seinem direkten, fast handwerklichen Zugang zu Materialien und Dingen hervor.
Ein zentrales Thema ist für Georg Herold die Unvereinbarkeit von Gesehenem und Gesprochenem. Häufig benennen die Titel seiner Arbeiten die verwendeten Materialien scheinbar falsch: Holzbalken werden zu »Steinen«, ein Stück Dachlatte zu einem »Juwel«. Die Titelgebung der Werke folgt einer wilden Dialektik von Anblick und Benennung, die die rationale Gültigkeit von Alltagssprache und wissenschaftlichem Text, jedes voreilige Bescheidwissen in Frage stellt. Mit Arbeiten wie »Reparierter Fontana« (1988), einer Leinwand mit vier säuberlich vernähten Schlitzen, haut Herold mit ebenso viel Vehemenz wie Präzision in die Kerbe zwischen dem, was wir sehen, und dem, was unsere Sprachordnung uns an kunsthistorischen Begriffen dafür vorgibt.
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