Sean Snyder
Laufzeit: 23. April 2005 bis 19. Juni 2005
Die Ausstellung findet im Rahmen des Projektes >HeimatModerne< statt,
einer gemeinsamen Initiative verschiedener Leipziger Institutionen und
Gruppen, gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Zum Trägerverein
Experimentale e.V. haben sich zusammengeschlossen: Forum
zeitgenössischer Musik Leipzig e.V, Galerie für Zeitgenössische Kunst
Leipzig, Büro für urbane Projekte, General Panel und raum4.
Unter Verwendung verschiedener Medien behandelt Sean Snyder in seinen
Projekten Abweichungen von und Hegemonieverluste in
Globalisierungsprozessen und die gelegentliche Suche nach den
Mechanismen einer unsicheren Utopie. Seine Projekte und Installationen
erkunden Aspekte des urbanen Raums und der Architektur als Zeichen
ökonomischer und politischer Strukturen. Sie behandeln aber auch die
Medien als Zeichen kultureller Dominanz durch die ihnen eigenen Mittel
der Darstellung und Visualisierung. Der Künstler verwendet für seine
Projekte sowohl diverse Quellen Bildarchive, Dokumente,
Filmausschnitte als auch selbst produziertes Material. Durch das
Bearbeiten von visuellem Material dekonstruiert er es und erschafft
dabei neue Erzählungen von der manipulativen Macht der modernen
Digitaltechniken - auch als Verweis auf die manipulative Macht der
Massenmedien.
Die Analyse visueller Wahrnehmung ist das Kernthema von Sean Snyders
Einzelausstellung in Leipzig. Sie zeigt, wie sich die Bedeutung eines
Bildes im Laufe eines Übermittlungs- und Reproduktionsprozesses wandeln
kann, wenn verschiedene technische Reproduktionsverfahren zum Einsatz
kommen. Snyder stellt die Wahrnehmung und das Erkenntnisvermögen des
Betrachters in Frage, indem er in einer Serie von Experimenten mit
verschiedenen optischen Geräten arbeitet und ein Bild mehrere Druck-,
Digital- und Medienformate durchlaufen lässt. Die technischen Verfahren
der Bildentwicklung dienen als Gerüst für das Nebeneinanderstellen von
Bildern und ihren Quellen, welches unsere Bildwahrnehmung in Zweifel zieht.
Um das Projekt realisieren zu können, arbeitet der Künstler mit der
Firma Carl Zeiss in Jena zusammen, die für die Herstellung optischer
Geräte weltberühmt ist. Das Unternehmen wurde 1846 in Jena gegründet und
ist heute ein Weltmarktführer in der optischen und optoelektronischen
Industrie. Snyders Projekt umfasst erstens die Dokumentation des
Herstellungsprozesses einer optischen Linse aus Rohglas in der Jenaer
Fabrik, zweitens die Arbeit mit verschiedenen Bildproduktionsmitteln und
drittens die Beschäftigung mit historischen Gesichtspunkten des
Bildermachens, die in den Archiven der Fabrik selbst enthalten sind.
Im Ausstellungsraum sieht man Material, das nach der Bearbeitung durch
den Künstler unterschiedliche technische Qualitäten aufweist und die
Besucher auf eine symbolische Reise durch die Metamorphose eines Bildes
führt. Diese Metamorphose beginnt mit einer gewöhnlichen Abbildung,
die ein sicheres Wissen transportiert. Das visuelle Material verliert
daraufhin schrittweise seine Funktion als Informationsquelle insofern,
als dass sich seine technischen Daten auflösen, bis es zu einem
abstrakten Bild wird, in dem die Pixel und Punkte gegenüber den Formen
und Farben eindeutig überwiegen. Das reproduzierte Material geht damit
über die ursprünglichen Vorstellungen vom Ziel einer Reproduktion hinaus
und öffnet sich für Interpretationen. Und dies ist schließlich auch für
die Realität der Massenmedien der Fall... Wenn man versuchen wollte,
Sean Snyders künstlerischen Ansatz zusammen zu fassen, böte sich
vielleicht der folgende Satz aus einer Pressemitteilung der Firma Carl
Zeiss an: Our most important task, as we see it, is to enable science
and technology to go beyond what man can see.
Zur Museumseite: Galerie für Zeitgenössische Kunst
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