REALISMUSSTUDIO: -tainment
Laufzeit: 11. Dezember 2004 bis 06. Februar 2005
Spielformen der Bewusstseinsindustrie
Ausstellung, Filmprogramm, Gespräch
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Täglich von 12 - 18.30 Uhr in der NGBK
geschlossen: 24.,25.,31.Dezember 2004 und 1.1.2005
Oranienstr. 25, 10999 Berlin
Vorläufige Künstlerliste: Christian Jankowski, John Wood & Paul Harrison, Björn Melhus, Geissler & Sann, Rike Anders, Andreé Korpys/Markus Löffler, Marc Lee, Jon Haddock, Gabriela Golder, Anja Kempe, Christian Pundschus/Philip Grözinger, Guy Ben-Ner, Roth/Stauffenberg, Böhm/Möllenhoff/Sievers, Monika Oechsler, Henze/Lorenschat, Hein Godart Petschulat, Björn Schülke, Johannes Maier
Die Ausstellung zeigt künstlerische Positionen, die sich kritisch mit neueren medialen Genres wie Edutainment, Infotainment, Militainment u.a (die sich alle an den Begriff des Entertainments anschließen und aus ihm hervorgegangen sind) auseinandersetzen und die Verwerfungen der Medienrealität (und damit auch unserer Realität) untersuchen.
Die Bilder und Formate der tainment-Industrie können, ähnlich den von Roland Barthes bezeichneten Mythen, mit frei zirkulierenden, ihrer ursprünglichen Sinngebung beraubter Hohlformen - Bilder, Zusammenhänge Szenen - verglichen werden. Abhängig vom jeweiligen Kontext, in den sie gesetzt werden und abhängig von der jeweiligen Lesart, werden sie mit Bedeutungen aufgeladen. Diese Bedeutung kann unter Umständen leicht "verstanden" werden, da durch die Kontextualisierung (unbewusste und bewusste) Urerfahrungen und klischeehafte Vorstellungen angesprochen werden können. Mit dem herrschenden, sich stets modifizierenden Gebrauch der medialen Spiel- und Präsentationsformen des -tainment, wird eine Folie gebildet, auf welcher sich "alles" vermitteln lässt. Trotz aller theoretischer Auseinandersetzungen der jüngsten Vergangenheit mit den Phänomenen der "Bilderflut", der Beschleunigung der Bildproduktion, ihrer Hybridität und "Falschheit" erlauben wir uns, durchaus im postmodernen Sinne, an ein treffendes Wort von Enzensberger zu erinnern, der bereits 1962 von "Bewusstseins-Industrie" sprach, wohl nicht ahnend, welche Entwicklung die "Fabrikware" (Ludwig Tieck über sogenannte Unterhaltungsliteratur seiner Zeit) noch nehmen würde.
Es geht uns einerseits darum, zu zeigen, wie Bilder als frei fluktuierende Zeichen in klischierte Formen gebündelt und Wiedererkennbarkeit und Informationswert so eingestellt werden, dass sie das Publikum nicht überfordern und wie diese adressatenorientierten Verarbeitungsformen einen Bewusstseinszustand erzeugen, der nur noch "Light"-Versionen von Geschehnissen, konservierte Emotionen und die Aufnahmefähigkeit von komplexen Sachverhalten nur noch portionsweise / häppchenweise zulassen. Das Zappen ist wiederum bekanntermaßen zu der Leseform unserer Zeit geworden, die Collage entsteht im Kopf.
Andererseits werden stets neue Ströme von Bildern angezapft und aufgeboten, um Aufmerksamkeit zu erlangen und das Interesse an ihnen zu erneuern. Einerseits sind die Bilder redaktionell bearbeitet, abgewogen, zensiert und neuerdings "embedded", andererseits fordert das zeitbasierte Medium Fernsehen eine immer schnellere Produktion von Bildern, so dass beispielsweise, wie Sloterdijk am Beispiel der Berichterstattung im und über den Irakkrieg formuliert, "der Krieg zu langsam sei" für die Bildernachfrage im Fernsehen.
Wie verhalten sich Künstler/innen in einem solchen, aufgerüsteten Feld der medialen Vermittlung? Gehen sie auf die Forderungen und Zuschreibungen ein, versuchen sie einen kritischen oder einen affirmativen Weg der Reflexion einzuschlagen?
Mitarbeit an Konzept und Organisation: Anke Hoffmann
>Publikation
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Harald Fricke, Knut Hickethier,
Renée Zucker und Marlene Streeruwitz zum Preis von 8 während der Ausstellung und 12 im Buchhandel.
Katalog: ja
Zur Museumseite: Neue Gesellschaft für bildende Kunst e.V. / NGBK
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