Herbert Klee: Zeichnung, Karikatur, Holzschnitt
Laufzeit: 01. November 2004 bis 31. Dezember 2004
Manager in edlem Stoff, die sich über fallende Aktienkurse oder steigende
Löhne Sorgen machen. Abgetakelte Leute, die zu Geld gekommen sind und damit
extravagante Lüste befriedigen. Der Kardinal mit giftig roten Augen,
Stöckelschuh und Pferdefuß, der ein Kreuz zwischen seinen garstig langen
Fingernägeln hält. Den Figuren und ihren Inszenierungen kann entnommen
werden, dass da einer kritisch auf seine und unsere Gesellschaft blickt,
ihre Hohlheit darstellt, sie dramatisiert, ihr einen Schauplatz gibt, sie
entmythologisiert.
Die Worte des Dramaturgen Joachim Ruckhäberle gelten dessen Freund, dem
Künstler Herbert Klee. Eine Auswahl seiner Zeichnungen, Karikaturen und
Holzschnitte zeigt ab Sonntag, den 31. Oktober das Olaf-Gulbransson-Museum
für Graphik & Karikatur in Tegernsee. Herbert Klee, 1946 in Pfaffenhofen an
der Ilm geboren, ist auch als Maler, Bildhauer und Graphiker bekannt. Seine
in mehr als 30 Jahren freischaffender Tätigkeit entstandenen Werke waren
bereits auf unzähligen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland
zu sehen. Herbert Klee ist ständiger Beobachter von Ereignissen in Politik
und Wirtschaft. Davon zeugen etliche Karikaturen für verschiedene Zeitungen,
aber auch Graphiken zum 40. Jahrestag der Bundesrepublik und zum Mauerfall
oder das Buch Sein oder... zur Einführung des Euro. Aber auch Politik und
Gesellschaft seiner Heimatgemeinde hat Klee mit charakteristischer
Handschrift eingefangen und in dem Comic Weyarn in Bayern veröffentlicht.
Egal welches Thema Klee behandelt und welche Technik er benutzt immer ist
es der Mensch, der im Mittelpunkt steht. Der Mensch mit seinen persönlichen
und gesellschaftlichen Verstrickungen, der Mensch der Gegenwart und der
Vergangenheit. In einem Teil seiner Arbeiten setzt sich Klee mit der antiken
Mythologie auseinander. Er offenbart die menschlichen Schicksale
griechischer Götter und Helden und zeigt gleichzeitig das Zeitlose im
Menschen auf. Liebe und Leidenschaft, Hab- und Machtgier, Rachsucht oder
Egoismus Herbert Klee verweist immer wieder auf die gleichen menschlichen
Attitüden, welche die Antike mit der Moderne verbinden. Dazu entwickelt er
die antiken Sujets und ihre Protagonisten weiter, spielt sozusagen mit
ihnen. Das Resultat sind karikierte Formen von Figuren und Geschichten. Ein
Beispiel hierfür ist die Zeichnung Leda und der Schwan. Hinter dem Schwan
verbirgt sich der Göttervater Zeus, der sich der Sage zufolge Leda stets in
Form eines Schwans nähert, so dass die so Becircte immer wieder auf ihn
hereinfällt. Nicht so bei Klee: Auf dem Bild sitzt die korpulente Leda nackt
und bequem auf einem Kissen, ein Picknickdeckchen auf den Schenkeln und nagt
genüsslich an einem Knochen. Und ringsherum liegen verstreut weiße Federn.
Ähnlich verfährt Klee in seiner Medea-Werkfolge, die zum ersten Mal in einer
Ausstellung zu sehen ist. Als die Königstochter, welche dem Argonautenführer
Jason half, das Goldene Vlies zu stehlen, von diesem nach Jahren glücklicher
Ehe verstoßen wird, tötet sie die gemeinsamen Kinder. In der bildenden Kunst
wird sie daher oft als verzweifelte, wütende und rachsüchtige Frau
dargestellt. Bei Klee dagegen rauft sich Medea angesichts ihres Leids nicht
die Haare, sondern zupft lediglich einzelne Strähnen aus. Und sie wird auch
nicht als rachsüchtige Mörderin dargestellt, sondern als schimpfendes Weib,
das sich darüber aufregt, dass ihr Ehemann mal wieder betrunken nach Hause
kommt.
Indem Klee Tragik und Witz miteinander verbindet, produziert er Widerspruch
und schafft, so der Vorsitzende der Olaf Gulbransson Gesellschaft, Dr.
Ekkehard Storck eine Kunstform, die wir in unserer heutigen Welt brauchen.
Herbert Klee reiht sich damit ein in eine Reihe von kritisch-satirischen
Karikaturisten.
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