Leni Riefenstahl - Fotografie, Film, Dokumentation
Laufzeit: 04. September 2004 bis 14. November 2004
Wer kennt sie nicht: Leni Riefenstahl als Tänzerin, als Bergfilmstar, als Regisseurin und als Fotografin. Eine schillernde Persönlichkeit vor einem dunklen Hintergrund. Sie war eine geniale Künstlerin, aber auch eine hemmungslose Karrieristin, der es ausschließlich um ihre künstlerischen Obsessionen, um Ruhm und Anerkennung und die Konstruktion und Kontrolle des Riefenstahl-Mythos ging.
Die Ästhetik Riefenstahlscher Bilder fasziniert noch immer. Die Bewunderung von Kraft und Schönheit des Körpers ist heute nicht mehr per se faschistisch, sondern längst als Allgemeingut einer weltweiten Werbeästhetik zu verstehen. Insofern greift es viel zu kurz, dem Phänomen Riefenstahl grundsätzlich mit einer historisch-politischen Wertung begegnen zu wollen. Unpolitisch aber, wie Leni Riefenstahl ihre Arbeiten gern bezeichnet hat, sind diese Bilder allerdings ebenso wenig.
Wenn die Größe eines Künstlers und seines Werkes an seiner historischen Wirkung gemessen wird, dann ist Leni Riefenstahl mit ihren drei Hauptwerken, den Reichsparteitagfilmen, den Olympiafilmen und den Nuba-Fotografien, eine "große" Künstlerin. Vor dem Hintergrund der technischen und künstlerischen Potentiale ihrer Zeit entfaltet ihr filmisches und fotografisches Werk moderne Werbestrategien, zielt auf die Ästhetisierung und Sexualisierung des menschlichen Körpers und die Entwicklung einer suggestiven Bildästhetik ab und behält bis heute seine verblüffende Wirkung.
Nie aber kann künstlerisches Schaffen außerhalb der historischen und gesellschaftlichen Wirklichkeit betrachtet werden: Leni Riefenstahls skrupelloser Umgang mit den nationalsozialistischen Machthabern und die sich daraus ableitende fortwährende Konstruktion des eigenen Lebens als Lüge ließ sie zu einer Symbolfigur deutscher Vergangenheitsverdrängung werden.
Die Rezeptionsgeschichte ihres Werkes und ihrer Person ist geprägt von Verehrung, Verachtung und Vergessen-Wollen. Bis 1945 wurde sie wegen ihrer unmittelbaren Nähe zur Macht verehrt, nach 1945 wurde sie genau deswegen verachtet. Seit Ende der 90er Jahre wächst jedoch die Bereitschaft zur Versöhnung. Leni Riefenstahl dient noch immer als Projektionsfläche für unser kollektives Gedächtnis und den problematischen Umgang mit der unbequemen deutschen Vergangenheit.
In diesem Geflecht von Konstruktion und Projektion hat sich der von ihr selbst konsequent installierte Riefenstahl-Mythos durchgesetzt und genießt die gleiche Aufmerksamkeit wie ihr künstlerischer Nachlass. Es ist unumstritten, dass die NS-Propaganda Filme Riefenstahls unter der persönlichen Schirmherrschaft Hitlers entstanden sind und somit in jeder Hinsicht einzigartige Produktionsbedingungen genossen. Leni Riefenstahl aber verweigerte jedes Schuldbekenntnis hartnäckig bis zu ihrem Tod, leugnete, jemals Nazipropaganda produziert, im Auftrag des Führers gehandelt und von diesen Kontakten finanziell profitiert zu haben.
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