Carl Spitzweg

Laufzeit: 04. Mai 2002 bis 06. Oktober 2002

Die Sommerausstellung 2002 im Museum Georg
Schäfer, Schweinfurt, ist ein Geschenk für alle
Spitzwegliebhaber. Meisterwerke wie Der
abgefangene Liebesbrief, Der Bücherwurm oder
Der ewige Hochzeiter aus dem weltweit größten
privaten Spitzweg-Bestand der Sammlung Georg
Schäfer werden zu sehen sein.

Carl Spitzweg (1808-1885) wurde in Deutschland
populär als Meister witzig-ironischer Bilder von
engstirnigen Forschern oder Bibliothekaren, von
Sonntagsjägern und Sonderlingen, von Eremiten
und Mönchen, die sich in ihren Höhlen und Hütten
gemütlich eingerichtet haben, statt nach frommen
Regeln streng zu leben. Eingebildete und auf ihre
Würde bedachte Lokalherrscher lassen sich
huldigen, Soldaten schlafen, gähnen oder stricken,
alte Jäger schauen jungen Sennerinnen nach, in
Amtsstuben erfreuen sich frustrierte Schreiber an
Kaktusblüten, in mondbeschienenen Städten
geben einsame Geiger ihrer Angebeteten ein
Ständchen. Spitzweg zeigt mit liebenswürdiger
Ironie und manchmal mit skeptischem Verständnis
Fehler, Begehrlichkeiten, Heuchelei und
Beschränktheit der Menschen. Der Betrachter ist
in diese Bildwelt als Gegenüber eingebunden.
Seine Schadenfreude, sein lächelndes
Einverständnis, seine wiedererkennende
Zustimmung machen ihn zum Mitakteur auf diesen
Bildbühnen.
Weniger bekannt, dennoch künstlerisch
bedeutender sind die utopisch-idyllischen
Schilderungen des Münchner Meisters: Mädchen
baden im Waldsee, der Jäger begegnet seiner
Sennerin, ein Urlauber winkt seinem Mädchen
entgegen, Schauspieler lagern am Waldrand,
Mädchen knien vor Waldkapellen oder sie
kommen mit wippenden Röcken dem Betrachter
entgegen. Auch die atmosphärisch dichten
Landschaften im Mittagslicht besetzen ein nur
Spitzweg gehörendes Kunstareal. Der Farbauftrag
ist leicht und flockig, die Farbe durchwirkt die
gesamte Bildfläche. Es sieht aus, als seien die
Landschaften in der Folge französischer
Landschaftsauffassung direkt vor der Natur
entstanden, - sie wurden aber im Münchner
Zimmeratelier des Künstlers gemalt. Zu Spitzwegs
Lebenszeit haben sich nur wenige Maler in Deutschland solche schönen Freiheiten
herausgenommen.