Museum im Kulturspeicher Würzburg - Städtische Sammlung des 19., 20. und 21. Jahrhunderts - Sammlung Peter C. Ruppert. Konkrete Kunst in Europa nach 1945
Kontakte:
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Museumsspeicher Würzburg
Öffnungszeiten:
Dienstag 13-18 Uhr
Mittwoch 11-18 Uhr
Donnerstag 11-19 Uhr
Freitag, Samstag und Sonntag 11-18 Uhr
Montags geschlossen
Verkehrsanbindung / Verkehrshinweise:
Das Museum liegt in der Nähe des Congress-Centrums. Von der Innenstadt und vom Hauptbahnhof aus ist es zu Fuß oder mit den Buslinien 11,13,19,22 und 27 erreichbar.In unmittelbarer Nähe das Parkhaus CinemaxX / Alter Hafen. Kostenfreies Parken ist auf der anderen Mainseite auf der Talavera möglich.
Thema:
Seit Februar 2002 steht das Museum im Kulturspeicher in der traditionsreichen Stadt Würzburg für die Kunst der Moderne und der Gegenwart. Hervorgegangen aus der ehemaligen Städtischen Galerie hat es sein Domizil in einem denkmalgeschützten Hafenspeicher. 1904 erbaut, beeindruckt das dreigeschossige Lagerhaus vor allem durch seine imposante Länge von 128 Metern, die sich durch Anbauten der Architekten nun auf 160 Meter erstreckt. Wie ein Riegel liegt der mit drei neobarocken Schweifgiebeln versehene Speicher parallel zum Main an einem künstlichen Wasserbecken des ehemaligen Winterhafens. Durch die Verlagerung des Hafens verlor eines der bedeutendsten Lagerhäuser Bayerns jedoch seine ursprüngliche Funktion. Nach langen Jahren des Leerstands bewahrte das Angebot des Berliner Sammlers Peter C. Ruppert, seine Sammlung konkreter Kunst nach Würzburg zu geben, diesen massiven Zweckbau vor weiterem Zerfall. Die damalige Städtische Galerie, Vorgängerin des Museums, bot nicht genügend Platz, so dass nach größeren Flächen Ausschau gehalten wurde. Weitere Planungen für eine städtebauliche Umnutzung und Aufwertung des Alten Hafens begünstigten den Umbau des Speichers und die damit verbundene Verlagerung der Galerie. Heute ist er die kulturelle Mitte in einem ehemals vernachlässigten stadtnahen Areal, in dem Kunst und Kultur der Moderne und Gegenwart einen neuen Standort gewonnen haben.
Aus dem ausgelobten Architekturwettbewerb gingen die Tirschenreuther Architekten Christian und Peter Brückner mit ihrer entschiedenen Entwurfsidee als Sieger hervor. Sie
entfernten die vielfach maroden Eichenstützen und stellten jeweils links und rechts zwei dreigeschossige Stahlbetonkuben in die historischen Längsfassaden ein. In diesen Betonkuben befinden sich insgesamt zwölf weiße Museumsräume, je sechs auf jeder Seite, die 3600 qm Ausstellungsfläche bieten. In zwei Anbauten an der Mainseite sind Verwaltung, Bibliothek, Veranstaltungsraum und das Museumscafé untergebracht. Nur im Foyer des Museums, das vom Haupteingang an der Veitshöchheimer Straße und rückseitig von der Wasserseite aus zu erreichen ist, sind die Stützenraster erhalten geblieben. Entfernt wurden die hölzernen Zwischendecken, so dass sich hier ein zwölf Meter hoher Raum eröffnet. Die ehemalige Funktion des Gebäudes wird in diesem zentralen Eingangs- und Kommunikationsbereich unmittelbar anschaulich. Daneben unterstreichen die Längsfassaden mit ihren historischen Fenster- und Torformen sowie die durchgängig verwandten Materialien Beton, Metall und Industrieestrich als Bodenbelag den industriellen Charakter des Gebäudes.
Mehrfach in seiner Architektur ausgezeichnet, vereint das Museum zwei unterschiedliche Sammlungen unter seinem Dach: die Städtische Sammlung der ehemaligen Galerie und die private Sammlung Peter C. Ruppert. Konkrete Kunst in Europa nach 1945. Mit dem Einzug dieser privaten Sammlung 2002 in den Kulturspeicher, haben sich Museum und Stadt einer europaweit ausgerichteten Kunstrichtung der Moderne geöffnet. Basierend auf der Tradition von Bauhaus, De-Stijl und russischem Konstruktivismus konnte sich die konkrete Kunst seit den 1940er Jahren länderübergreifend entwickeln und ausbreiten. Konkrete Kunst betont die Eigenwertigkeit der bildnerischen Mittel, die es entsprechend der künstlerischen Idee systematisch und objektiv zu gestalten gilt.
Vertreten sind in der Sammlung über 180 Künstler und Künstlerinnen aus 22 europäischen Ländern mit Gemälden, Reliefs, Plastiken, Lichtobjekten und Fotografien. Vielfach haben sie in Künstlergruppierungen zusammen gearbeitet und gemeinsam ausgestellt. Darunter sind Josef Albers, Max Bill, Günter Fruhtrunk, Hermann Glöckner, Barbara Hepworth, Auguste Herbin, Norbert Kricke, Richard Paul Lohse, Dorá Maurer, François Morellet, Bridget Riley, Günther Uecker, Victor Vasarely und herman de vries. Gemeinsam ist ihren Werken eine universelle Bildsprache. Der Klarheit des geistigen Entwurfs entspricht die Beschränkung auf einfache geometrische Grundelemente. Sie sind so gestaltet und miteinander verknüpft, dass komplexe Wahrnehmungsphänomene und mathematische Denkprozesse anschaulich werden. Diese Sammlung erstreckt sich über drei Stockwerke auf ca. 2000 qm Ausstellungsfläche.
Einen weiteren Schwerpunkt bildet im Museum im Kulturspeicher die eher regional orientierte Städtische Sammlung. Von dem Maler Heiner Dikreiter in ihrem Grundstock zusammen getragen, umfasst sie Werke von Künstlern und Künstlerinnen unterschiedlichster Kunst- und Stilrichtungen. Verbindendes Element ist ihr Bezug zu Würzburg und der Region. In der Sammlung vertreten sind u.a. Wilhelm Leibl, Otto Modersohn, Erich Heckel, Hans Reichel, Carl Grossberg und Albert Renger-Patzsch als Künstler der Neuen Sachlichkeit. Ein Höhepunkt dieser Sammlung ist der Nachlass der Bildhauerin Emy Roeder (1890 Würzburg 1971 Mainz). Sie ist eine der bedeutendsten Vertreterinnen einer figürlichen Plastik der Moderne. In der Weimarer Republik eroberte sie mit Renée Sintenis, Milly Steger und Käthe Kollwitz das für Frauen neue Gebiet der Bildhauerei. Nach frühen Erfolgen in Berlin wird ihre expressionistische Skulptur Schwangere als entartet diffamiert. Mit den 1950 begonnenen ausdrucksstarken Bildnisköpfen von Hans Purrmann, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff konnte sie sich im Deutschland der Nachkriegszeit im Kreis so bestimmender Bildhauer wie Gerhard Marcks, Hans Hartung Bernhard Heiliger und Hans Uhlmann behaupten und durchsetzen.
Noch zu Lebzeiten vermachte die documenta-Teilnehmerin ihrer Heimatstadt Würzburg ihren künstlerischen Nachlass. Mit ihren Skulpturen und Zeichnungen fand die klassische Moderne Eingang in die Sammlung. Weitere Akzente im Bereich der zeitgenössischen Plastik setzen Werke von Joannis Avramidis, Mischa Kuball, Rudolf Wachter, Magdalena Jetelová und Stephan Balkenhol.
Mit Ausstellungen wie Picasso und die Tradition, Hans Reichel im Kraftfeld von Bauhaus und École de Paris, Fotografie konkret oder der neu initiierten Ausstellungsreihe Heimspiel konnte sich der Kulturspeicher in den fünf Jahren seines Bestehens profilieren und als Ausstellungsinstitut überregional einen Namen machen. Die qualitätvolle und innovative Museumsarbeit und pädagogik sowie die breite Verankerung des Museums in der Stadt über den Freundeskreis und die Volunteers überzeugen zunehmend. Im Oktober 2005 wurde das low budget Museum Bayerns für seine Arbeit mit dem Bayerischen Museumspreis der Versicherungskammer Bayern ausgezeichnet.