Weissstickerei, weites Gebiet weiblicher Handarbeit, das als Wäscheausstattung weiss in weiss in Erscheinung tritt und daher so bezeichnet wird. Technisch und künstlerisch hat sich die W. aus den Vorläufern der Spitzenindustrie auch für andere Zwecke erweitert in welchem Falle ihre Erzeugnisse aber denjenigen der
Leinenstickerei eingeordnet werden. Als die ältesten W. sind wohl die in weissem
Garn gestickten
Schleier aus Byssus (s. d.) zu bezeichnen, deren farbloses Muster auf eine transparente Wirkung angelegt war.
Diesem Zwecke genügte die W. auch auf kirchlichen Vorhangdecken (Corporale und Velum) der romanischen Periode. Als aufgelegte Muster in dicken Spitzenstichen erscheint die W. bis in das 15. Jahrh. hinein. Die Renaissance lässt sie mit der Entwickelung der Spitze Hand in Hand gehen (vgl. Taf. X). Im 18. Jahrh. beginnt die gestickte Spitze ihre Entwickelung, die Vorliebe für dergleichen erweitert sich bis zu den breitesten Besätzen an Frauenröcken; auch Nackentücher (Abb. 43, S. 60) mit den reizvollsten Phantasieblumen auf Batist werden modern. Die Ausstattung des Täuflings wurde ganz und gar in Weissstickerei (sogen. Pikeearbeit) ausgeführt, deren letzte Peste heut noch bewahrt geblieben sind. Die neuere Zeit hat in der Madeira-, Venetianer-, Pichelieu- und noch anderen Arten der W. neue Verzierungsarten zugeführt. (Vgl. den Artikel unter
Stickerei )
Abb. 43 Batiststickerei nach einer Darstellung aus: Heiden, Musteratlas, Blatt 13, Leipzig 1896. Borte eines dreieckigen Jackentuches, weiss in Weiss, z. T. durchbrochen gestickt. Deutschland Anfang des 18. Jahrhdts. Original: Königl. Kunstgewerbemuseum, Berlin.