Webeschulen, Lehranstalten für theoretische und praktische Ausbildung der Webereibeflissenen. Dieselben haben sich aus den
Spinnereischulen entwickelt, deren erste 1755 in Oesterreich gegründet wurde, indessen am Anfang des 19. Jahrhunderts unter dem Einfluss der Maschinenspinnerei aufgegeben, werden mussten. (s. Spinnereischulen).
Auch eine im Jahre 1770 zu
Hohenelbe in Böhmen gegründete Lehrwerkstätte für
Weberei ging bald wieder ein. Die erste lebensfähige Webeschule ward 1830 zu Reichenbach im Vogtland errichtet, ihr folgten bedeutendere in Elberfeld (1844) und Mühlheim a. Rh. (1852) in Preussen, Münchberg in Bayern (1855), Beutlingen in
Württemberg (1855) und Chemnitz in
Sachsen (1857). Man unterscheidet zwischen höheren W., welche meist ein- oder zweijährige Kurse haben, vollen Tagesunterricht erteilen und Fabrikleiter und Beamte für grössere Webereibetriebe heranbilden und den einfachen W., welche vielfach nur bei einjährigem Kursus durch Abend- und Sonntagunterricht Arbeitern oder Werkführern Gelegenheit zur Fortbildung in ihren Fächern geben.
Nach einem vom Geheimen Oberregierungsrat und Vortragenden hat im kgl. preuss. Ministerium für Handel und Gewerbe O. Simon herausgegebenen Überblick " Ueber das gewerbliche Fortbildungs- und Fachschulwesen in Deutschland" Berlin 1903, sind zur Zeit die wichtigsten Textilfachschulen:
1. In Preussen:
zu Aachen: (höhere Fachschule für die Wollenindustrie, Abteilungen für Spinnerei, Weberei, Färberei, Appretur, Stopferei,Dessinateure), Barmen: (höhere F. für Weberei, Klöppelei, Spitzenfabrikation, Stickerei, Besatzkonfektion, Musterzeichnen, Färberei), Berlin: (höhere F. für Weberei, Färberei, Wirkerei, Posamentiererei, Stickerei, Musterzeichnen, Wäsche-, Kleider- und Mäntelkonfektion), Kottbus: (höhere F. für die Wollenindustrie, Abteilungen für Weberei, Färberei, Appretur, Stopferei, Dessinateure), Krefeld: (höhere F. für die Seiden- und Sammetindustrie, Abteilungen für Spinnerei, Weberei, Färberei, Appretur, Stickerei, Musterzeichnen), München-Gladbach: (höhere F. für die Baumwollenindustrie, Abteilungen für Spinnerei, Weberei, Färberei, Appretur), Sorau: (höhere F. für die Leinenindustrie, Abteilungen für Flachskultur, Spinnerei, Seilerei, Weberei, Färberei, Appretur, Musterzeichnen, Handarbeiten, Wäsche- und Kleiderkonfektion), Forst: (F.für die Wollenindustrie, Abteilungen für Weberei, Färberei, Stopferei, Dessinateure),
Sommerfeld und Spremberg: (F. für die Wollenindustrie, Abteilungen für Weberei), Mühlhausen in Th.: (F. für die Wollen- und Halbwollenindustrie, Abteilungen für
Weberei und Wirkerei), Bonsdorf: (F. für Bandwirkereien), Langenbielau: (F. für die Leinen- und Baumwollenindustrie, Abteilungen für Weberei, Färberei,
Stickerei und Wäschekonfektion), Bramsche: (F. für die Leinenindustrie, Abteilung für Weberei), Eupen: (F. für Wollenindustrie, Abteilung für Weberei). Ausserdem gibt es 7 Fachschulen für Handstickerei in
Schlesien
2. In Sachsen: 27 Fachschulen für Weberei,
Wirkerei und Posamentiererei, davon aber nur 5 Webe- und 1 Wirkschule mit Tagesunterricht
(Chemnitz, Grossschönau, Seifhennersdorf, Werdau, Zittau, Limbach). Ausserdem 28 Klöppelschulen und 1 Stickschule.
3. In Bayern: Webeschulen zu Münchberg, Lambrecht, Passau; Stickschule zu Enchenreuth; Klöppelschule zu Stadlern.
4. In Württemberg: Fachschule für Spinnerei,
Weberei und
Wirkerei zu Beutlingen, Webeschulen zu Heidenheim, Laichingen, Sindelfingen; Strickschule zu Wolfschlugen.
5. In Hessen-Darmstadt: Webeschule zu Lauterbach.
6. In den Fürstentümern Reuss Webeschulen zu
Greiz und
Gera
7. In Elsass-Lothringen: „Spinn- und Webeschule zu Mülhausen".
Die
Schweiz besitzt eine Seidenwebeschule zu
Wattwyl Zu den ersten und auch bedeutendsten österreichischen Webeschulen zu Reichenberg in Böhmen (gegründet 1852), Brunn (1860),
Wien und Bielitz sind nach 1870 mehr als 20 andere derartige Fachschulen hinzugekommen.