Lexikon

Handwörterbuch der Textilkunde aller Zeiten und Völker für Studierende, Fabrikanten, Kaufleute, Sammler und Zeichner der Gewebe, Stickereien, Spitzen, Teppiche und dergl., sowie für Schule und Haus, bearbeitet von Max Heiden, Stuttgart 1904

Gesamtindex
Eintrag: Hanf
Hanf, eine zur Familie der Urticaceen gehörige zweihäusige Pflanze. Die Grösse der einzelnen Arten ist sehr verschieden, man unterscheidet danach in der Landwirtschaft den grösseren und in freierem Stande erwachsenen Riesen-, Schleiss- oder Schlichthanf von dem feineren und niedrigen Spinnhanf. Die Bearbeitung des H. stimmt mit derjenigen des Flachses im wesentlichen überein, er gleicht im spinnfähigen Zustande dem Flachs, ist aber von mehr gelblicher Farbe, dabei gröber, härter und steifer, daher zu feinen Gespinsten nicht verwendbar. Verhältnismässig wenig H. wird zu Geweben (Hanfleinwand oder Segeltuch) oder zu Zwirnen, der meiste zu Seilerwaren verbraucht.
Hänfene Gewebe sind schwerer und fester als solche aus Flachs. In Japan ist Hanf die älteste kultivierte Textilpflanze und wird, mit Indigo gefärbt, der gewöhnlichste Bekleidungsstoff der Landbewohner; s. Leinenindustrie