Häkelarbeiten werden mit der Häkel- oder Tambouriernadel, dem „crocher“ der Franzosen meist aus weissem Baumwollengarn gefertigt, einem Stift aus Metall, Holz, Elfenbein oder dergl. an dessen etwas stumpfer Spitze sich ein Widerhaken befindet, mit welchem die Maschen geschlungen werden. Das Alter der Technik ist mit Bestimmtheit nicht nachzuweisen. Man darf nach erhaltenen koptischen Gräberfunden annehmen, dass sie in Gemeinschaft mit der
Strickerei und Filetarbeit schon im 5. Jahrh . geübt wurde; eine all gemeinere Aufnahme findet das Häkeln erst im Anfang des 19. Jahrh., besonders in Irland, wo man sich bemüht, die venetianische Reliefspitze hierin nachzubilden. (Vgl. Abb. 114 u. 115.) Zur selben Zeit verbreitet sich die Technik auch in Nachahmung von flachen genähten und geklöppelten
Spitzen über
Deutschland (namentlich
Sachsen und Preussen). Die grösste Vielseitigkeit gewinnt das Häkeln durch die Aufnahme von Oesenbändchen (Mignardisen), russ. Börtchen, Pointlaceband,
Gimpen u. s. w., welche als fertige durchgehende Borten dem Häkelmuster als belebender
Zwischensatz dienen. Vgl. Heine , Die Schule des Häkelns (4. Aufl. Lpzg. 1891); Hochfelden , Das Häkeln (Berlin 1892).
Abb 115. Originalaufnahme aus dem königl. Landesgewerbemuseum in Stuttgart: Teil eines Kragens, flache Häkelarbeit in weissem Garn: Muster aus grossen und kleinen runden Scheiben auf unregelmässigem Maschengrund. Irland 19. Jahrh.
Abb. 114 Originalaufnahme aus dem Königl. Landesgewerbemuseum in Stuttgart: Teil einer Borte, Häkelarbeit in Eelief in gelblichweissem Garn: Muster aus einem Zweig, dessen Blüten die Zacken bilden. Irland 19. Jahrh.