Amerika. Die ersten Versuche, Seidenband- und Stoffweberei in den Vereinigten Staaten Amerikas einzuführen, fallen in die 50er Jahre des 19.Jahrh., wenn auch schon früher (1836) kleinere Betriebe bestanden haben. Hohe Schutzzölle und die Freilassung der Einfuhr von Bohseide verhalfen der jungen Industrie bald zu raschem Aufschwung. Das Material bezog A. von Anfang an aus China. Die wichtigsten Sitze der
Seidenindustrie befinden sich ausschliesslich in den nordöstlichen Staaten, namentlich Neu-Jersey, Pennsylvanien, Neu-York, Connecticut (South Manchester) und Massachusetts, weniger in Maine und Virginien. Das Charakteristische amerikanischer Webereien ist, dass die meisten keine Spezialartikel liefern, sondern neben den Sammeten auch Atlasse, neben den Bändern Besatzartikel anfertigen u. s. w. Die meisten betreiben ferner zugleich die Zwirnerei und stellen ihren Bedarf an Organsine und Trame selbst her. Infolge der teueren Handarbeit verwendet die
Weberei fast ausschliesslich die mechanischen Stühle. Der Charakter der amerikanischen Seidenmanufaktur ist von dem der europäischen in vieler Hinsicht verschieden.
Infolge hoher Arbeitslöhne werden aus ökonomischen Rücksichten gröbere Gespinstnummern verwendet; es wird auch weniger dicht gewebt. Die zeitraubende Operation des Stoffreibens wird nur selten ausgeübt. Die Stoffe werden stark gummiert, wodurch sie an Gefühl und Schönheit des Faltenwurfs verlieren. Die Gespinste werden in der Regel nicht unbeträchtlich erschwert. Die Qualität der
Arbeit selbst ist weniger sorgfältig, als in Europa; im allgemeinen sind die Fabrikate von ziemlich guter Qualität, aber unverhältnismässig hohem Preise.
(Vergl. Silbermann, Die Seide,
Dresden 1897, Bd. 1 S. 137 ff.)
Ueber Baumwollenindustrie in Amerika vergl. den Artikel Baumwolle. (Vergl. auch über Altertümer in A. den Artikel Peru.)