Lexikon

Handwörterbuch der Textilkunde aller Zeiten und Völker für Studierende, Fabrikanten, Kaufleute, Sammler und Zeichner der Gewebe, Stickereien, Spitzen, Teppiche und dergl., sowie für Schule und Haus, bearbeitet von Max Heiden, Stuttgart 1904

Gesamtindex
Eintrag: Angorawolle
Angorawolle, Angorahaar, Kämelhaar, Kamlot, - fälschlich Kamelhaar genannt - (franz.: poil de chevre; engl.: mohair, ice wool; span. mohair; türk. tiftik); vom Arabischen Chamal = Ziege, aber auch "zart" "fein", eine seit alter Zeit (vgl. Moses II, 25, 4 und 35, 6) wegen ihrer bedeutenden Länge (30 cm und mehr), Dauerhaftigkeit und ihres Seidenglanzes hoch angesehene Spinnfaser das Haarkleid der Angoraziege, welche auf den Höhen von Angora und Konieh in Kleinasien gezüchtet wird. Die feinste Wolle stammt von einjährigen Ziegen; die der älteren Tiere wird auffallend grob und verliert stark an Wert. Die geringste Sorte führt den Kamen Wickelwolle (pelotage oder pellotini), dieser ist die persische Ziegenwolle (laine de perse) sehr ähnlich.
Die Angorawolle ist reinweiss, seltener grau und schwarz, daher am meisten geschätzt. Ausser dieser ersten Angorawolle kommen auch noch andere Wollen unter gleicher Bezeichnung in unserem Handel vor, die auch von Ziegen stammen; aber sich von diesen unterscheiden durch den reichlichen Gehalt dicker markhaltiger Haare. Die Angoraziege ist auch in Frankreich, Spanien und Australien akklimatisiert worden, doch hat die von dort kommende Wolle einen gelblichen Schein. Ferner sind in Kalifornien, Nevada, Arizona und Neu-Mexiko bedeutende Herden dieser Ziege.
Siehe auch:  Angora  Auch  Aue  Heiden  Lein  Lier  Seide  Spanien  Wickelwolle  Wolle  Ziegenwolle