Lexikon

Handwörterbuch der Textilkunde aller Zeiten und Völker für Studierende, Fabrikanten, Kaufleute, Sammler und Zeichner der Gewebe, Stickereien, Spitzen, Teppiche und dergl., sowie für Schule und Haus, bearbeitet von Max Heiden, Stuttgart 1904

Gesamtindex
Eintrag: Stoffsammlungen
Stoffsammlungen entstanden um die Mitte des 19. Jahrhs., zunächst im Interesse der kirchlichen Ornate, welchen mittelalterliche Vorbilder zugrunde gelegt werden sollten. Der Kanonikus Dr. Franz Bock aus Aachen war einer der ersten, welcher die Aufmerksamkeit auf die in alten Kirchen befindlichen Textilien (s. Textile Kirchenschätze) lenkte und auch ihre Muster modernen Zwecken dienstbar machte. Mit der Gründung von Kunstgewerbemuseen zur Förderung des allgemeinen Geschmackes musste auch der Pflege textiler Künste besonders gedacht werden denn wohl nirgends waren die bescheidensten Grenzen des Schönheitssinnes so verletzend überschritten, als gerade auf diesem Gebiete der Kunstindustrie, dessen notwendige Erzeugnisse in der persönlichen Bekleidung und häuslichen Umgebung am meisten verbreitet sind. Das Bedürfnis der Benutzung älterer Vorbilder hat im Laufe der Zeit dahin geführt, dass bei der Anlage von Fachschulen der Textilindustrie auch direkt daran angeschlossene Stoffsammlungen für technische und künstlerische Studien einrichtet wurden, und nicht allein aus Liebhaberei nennen Textilfabrikanten einen kleinen Originalmusterschatz ihr eigen. So haben die letzten fünf Jahrzehnte ein erstaunliches Material an Geweben, Stickereien, Spitzen und Teppichen aller Zeiten und Völker aus Gräbern, Kirchen und Schlössern zutage gefördert und einen gewaltigen Umschwung in Geschmack und Technik aller textilen Künste herbeigeführt. Aber nicht minder sind diese Stoffsammlungen ein unentbehrliches Hilfsmittel geworden zur Darstellung wichtiger Gebiete innerhalb der Geschichte der Menschheit. Von öffentlichen Stoffsammlungen besonderen Inhalts (s. Ausführliches bei den einzelnen Städten) sind bekannt:

Aachen:
Städtisches Suermondt-Museum, Führer von Dr. Kisa, 1902.

Amsterdam:
Niederländisches Museum, vgl: Kalf, Catalogus van de textile Kunst weefsels, gobelins, tapyten, borduurwerk in het Nederlandsch Museum voor Geschiedenis en Kunst te Amsterdam, 1903.

Barmen:
Preussische höhere Fachschule für Textilindustrie: alte und neue Gewebe, Stickereien, Spitzen und Posamenten.

Berlin:
Königl. Kunstgewerbemuseum, Führer von Julius Lessing, 1890; vgl. auch: Gewebesammlung des Königl. Kunstgewerbemuseums zu Berlin, Herausgegeben von Julius Lessing, Abbildungswerk von 400 Tafeln. Vorbilderhefte (Nr. 13) aus dem Kunstgewerbemuseum zu Berlin, Herausgegeben von Jul. Lessing, Berlin 1891: Orientalische Teppiche.
Königl. Museum für Völkerkunde, vgl. den allgemeinen Führer.
Kaiser Friedrich-Museum: Wirkereien, Gewebe und Stickereien der altchristlichen Zeit.
Abteilung für ägyptische Altertümer der Königl. Museen: altägyptische und koptische Stoffe.
Städtische höhere Webeschule alte und neue Gewebe
Stoffsammlung Grunow: vornehmlich Stickereien, Katalog von Max Heiden, 1901.
Sammlung des Museums für Deutsche Volkstrachten und Erzeugnisse des Hausgewerbes, vgl. allgemeinen Führer, 1895.

Bern:
Historisches Museum; vgl. auch: Der Paramentenschatz im historischen Museum zu Bern, 1895.

Bologna:
Städtisches Museum, allgemeiner Führer.

Braunschweig:
Herzogliches Museum: mittelalterliche Messgewänder; vgl. H. Riegl, die Sammlung mittelalterlicher Gegenstände, 1879 und 1884

Breslau:
Museum schlesischer Altertümer: Gewebe, Stickereien, Spitzen u. s. w. aller Zeiten und Völker.

Brünn:
Mährisches Gewerbemuseum: Textilien, vornehmlich der mährischen Hausindustrie.

Brüssel:
Museum am Porte de Hai: Lyoner Gewebe des 17. u. 18 Jahrh.
Sammlung Errera, vgl. Collections d'anciennes etoffes, 1901.

Budapest:
Kunstgewerbemuseum: Weberei und Stickerei südslawischer Hausindustrie.

Chemnitz:
Gewerbemuseum des Handwerkervereins.
Städtische Vorbildersammlung: Aeltere und neuere Gewebe, Tapeten, Stickereien und Teppiche.

Darmstadt:
Textilsammlung der Grossherzoglichen Zentralstelle für Gewerbe.

Dortmund:
Städtisches Museum.

Dresden:
Kgl. Kunstgewerbemuseum; vgl. die Veröffentlichungen aus dieser Sammlung von E. Kumsch: 1. Stoffmuster des 16. 18. Jahrh., Leipzig 1888 bis 1895; 2. Spitzen und Weissstickereien des 16.-18. Jahrh., Leipzig 1889; 3. Leinendamastmuster des 17. u. 18. Jahrh., Leipzig 1891; 4. Muster orientalischer Gewebe und Druckstoffe, Leipzig 1893.

Dublin:
Gewerbemuseum.

Düsseldorf: Kunstgewerbemuseum; vgl.: Wegweiser durch die Textilsammlung des Herrn Dr. F. Bock, 1884; Bock, Katalog frühchristlicher Textilfunde, 1886; Orientalische Stoffe und frühitalienische Stoffe für den Orient, 1890.

Edinburgh:
Gewerbemuseum.

Florenz:
Textilmuseum; vgl. Catalogue of textile fabrics at the gallery of tapestries in Florence, 1891.

Frankfurt a. M.:
Sammlung der Kunstgewerbeschule: Stoffe, Stickerei und Spitzen

St. Gallen:
Kunstgewerbeschule.

Genf:
Kunst- und Gewerbemuseum.

Hamburg:
Museum für Kunst und Gewerbe vgl. Justus Brinckmann, Das Hamburgische Museum für Kunst und Gewerbe, Leipzig 1894, S. 17-97

Hannover:
Kunstgewerbemuseum: Stoffe, Stickereien und Spitzen, grösstenteils von Dr. Bock zusammengebracht.

Hirschberg i. Schl.:
Gewerbeverein: Erzeugnisse der heimischen Leinenindustrie und Spitzen

Jena:
Städtisches Museum: Stickereien und Kostüme.

Kaiserslautern:
Pfälzisches Gewerbemuseum.

Karlsruhe:
Grossherzogl. Sammlung für Altertums- und Völkerkunde: Sammlung Badischer Trachten im Kunstgewerbemuseum Stoffe, Stickereien, Spitzen und Posamenten.

Kiel:
Thaulow-Museum, Kunstgewerbemuseum der Prov. Schleswig-Holstein: Renaissancestickereien, Bauernwebereien.

Köln:
Städtisches Kunstgewerbemuseum: Stoffe, Stickereien, Spitzen u. s. w. aller Zeiten und Völker.
Erzbischöfliches Museum: Mittelalterliche Gewebe und Stickereien.
Sammlung des Domherrn Prof. Dr. Schnütgen: Kirchliche Gewänder, mittelalterliche Gewebe, Stickereien u. s. w.

Krefeld:
Königl. Gewebe Sammlung; vgl. lieber Gewebemuster früherer Jahrhunderte, von Paul Schulze, Krefeld, Leipzig 1893.

Kristiania:
Kunstindustriemuseum; vgl. den allgemeinen Führer und die Veröffentlichungen von H. Grosch, Altnorwegische Teppichmuster, Berlin 1888; Altnorwegische Bildteppiche im Kunstindustriemuseum zu Kristiania, Berlin 1901.

Landsberg i. Bayern:
Geschichtliches Museum: Webeindustrie und Trachten.

Leipzig:
Städtisches Kunstgewerbemuseum vgl. Künstlerische Nadelarbeit und Handweberei, Führer durch eine Ausstellung, 1902; Ornamentale und Kunstgewerbliche Sammelmappen, Serie IV u. V, Leipzig 1893: Spitzen des 16. 19. Jahrh. aus der Sammlung des Kunstgewerbemuseums in Leipzig

Lindau:
Städtisches Museum: Stickereien, Kostüme und Hauben aus heimischen Familien.

London:
South Kensington Museum vgl. Rock, Textile fabrics a descriptive catalogue of the collection of church - vestments, dresses, silk stuffs, needleworks and tapestries, forming that section of the S. K. M. London 1870; Cole, A descreptive catalogue of the collection of tapestry and embroidery in the S. K. M. London 1888; Porte folio of industrial arts u. s. w., London; Art handbooks: Textil fabrics, illustrated, 1876.

Lyon:
Textilsammlung im Börsenpalais; vgl. Armbruster, Specimens de soieries et tissus faisant partie des collections du mussee (Lyonais) d'art et l'industrie; Cox, l'art de decorer les tissus d'apres les collections du musee historique de chambre de commerce de Lyon. Paris 1900.

Magdeburg:
Städtisches Kunstgewerbemuseum.

Manchester:
Städtisches Museum;

Mailand:
Museum Poldi Pezzoli: Spätitalienische Gewebe

Mülhausen i. Elsass:
Museum für industrielles Zeichnen: Stoffe, Musterproben aller Perioden der Müblhauser Industrie seit ihrer Begründung 1746, in Foliobänden nach Jahrgängen geordnet.

München:
Bayrisches Nationalmuseum: Fachsammlung von Textilarbeiten und Volkstrachten in der Abteilung für allgemeine Kulturgeschichte.

Münster:
Bischöfliches Museum für christliche Kunst: Reiche Sammlung von alten Kirchengewändern, Erzeugnisse der frühen Textilarbeiten und Stickereien.

Nottingham:
Museum von Castle: Spitzensammlung.

Nürnberg:
Germanisches Museum; vgl. Hampe, Katalog der Gewebe, Wirkereien und Zeugdrucke, 1896; Stegmann, Katalog der Stickereien, Spitzen und Posamentierarbeiten, 1901;
Bayrisches Kunstgewerbemuseum: Mittelalterliche und Renaissancegewebe.

Paris:
Musee pour l'art et industrie;
Musee du Louvre;
Textilsammlung im Hotel Cluny.

Petersburg:
Nationalmuseum;
Museum für Volksindustrie.

Prag:
Sammlung des Kunstgewerbemuseums.

Reichenberg i. Böhmen:
Nordböhmisches Gewerbemuseum: reiche Sammlung aller Textilien.

Rom:
Museum für Kunst und Industrie.

Sigmaringen:
Fürstl. Hohenzollernsches Museum; vgl. Verzeichnis der Textilarbeiten, 1874.

Stuttgart:
Königl. Landesgewerbemuseum: Führer durch die Stoffsammlung von Max Heiden (in Arbeit).

Trier:
Bischöfliches Museum.

Turin:
Kunstgewerbemuseum: mittelalterliche Stoffe;

Wien:
K. K. Oesterreich. Museum für Kunst und Industrie; vgl. die mit besonderer Rücksicht auf die Sammlungen dieses Museums herausgegebenen Werke von Dr. M. Dreger: Entwickelungsgescbichte der Spitzen, Wien 1901 und Künstlerische Eutwickelung der Weberei und Stickerei, Wien 1904.

Zürich:
Sammlung der Webeschule: Spätes Mittelalter, Renaissance, Epoche Louis XIV. u. XV.