Lexikon

Handwörterbuch der Textilkunde aller Zeiten und Völker für Studierende, Fabrikanten, Kaufleute, Sammler und Zeichner der Gewebe, Stickereien, Spitzen, Teppiche und dergl., sowie für Schule und Haus, bearbeitet von Max Heiden, Stuttgart 1904

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Eintrag: Schleier
Schleier, Schlier, Schier, Klar, Nonnenschier, (lat. faciale, velum, galumna, jugale, pallium umbrale; franz.: claire, linon, batist à libret, voile; engl. : lawn, veil muffler; span.: estopillas), leinwandartig und auf Battistart locker gewebter, daher halbdurchsichtiger Baumwollen- oder Leinenstoff, schon bei den alten Völkern (s. Byssus) von den Frauen getragen, teils um das Gesicht zu verhüllen, teils als Kopfputz. In der Karolingerzeit wurde ein runder Seh. von etwa 1/2 m Durchmesser aus weisser, oft gestickter Leinwand getragen; später (im 12. Jahrh.) war er kleiner, oft aus feinem Seidengewebe, und wurde unter den Stirnreif gelegt; im 13. und 14. Jahrh, wurde er bedeutend länger und dünner besonders von der Jugend benützt. Im Abendlande gehört der Sch. zur Tracht der Nonnen und zum Schmuck der Bräute. Die heutigen Orientalinnen legen ihn ausser dem Hause in Gestalt zweier Binden um Stirn und unteren Teil des Gesichtes, so dass nur die Augen freibleiben.
Technisch unterscheidet man dichte oder dicke, klare oder dünne Sch. Die dichte Art unterscheidet sich von der Batistleinwand darin, dass der Faden weicher, ihr Einschlag etwas feiner als die Kette, und das Gewebe
demnach dünner ist, und dass sie nach der Bleiche gestärkt und geplättet wird; die klare Art unterscheidet sich durch ihre zarten Fäden im Einschlag wie im Aufzug, welche um ein merkliches voneinander entfernt sind.
Siehe auch:  Aden  Agen  Aue  Gewebe  Lawn  Lein  Lier  Schlag  Seide  Stoff  Sus  Wand  Webe  Wolle  Zug