Sachsen, ein zum Deutschen Reiche gehöriges Königreich den wichtigsten Industriezweig bildet die Textilindustrie mit 85 428 Betrieben und 266 683 beschäftigten Personen. Zu den ältesten Gewerben gehört die
Leinenweberei, sie wird besonders in den an
Schlesien und Böhmen grenzenden Teilen der Lausitz betrieben. Trotz des Rückganges gegen das letzte Jahrzehnt des 18. Jahrh. sind die vortrefflichen Fabrikate der 1666 in
Grossschönau eingeführten Damastweberei noch sehr geschätzt. Hauptsitz der Zwillichmanufaktur ist
Waltersdorf bei Zittau; leinenes Band wird hauptsächlich in
Grossröhrsdorf und Pulsnitz gefertigt. Unter "Säch-
sische Leinen" werden im Handel alle möglichen Arten von Creas, Dowlas, Damastleinen, Serviettenleinen, Buchleinen u. v. a. Artikel verstanden, die hier gefertigt sind.
Die grösste Wollkämmerei besitzt Leipzig, die grössten Kammgarnspinnereien Leipzig, Chemnitz, Harthau bei Chemnitz, Schedewitz, Liebschwitz,
Wilkau und Arnsdorf bei Penig, die grössten Streichgarn- und Vigognespinnereien Crimmitschau,
Werdau und Reichenbach, die grössten Baumwollspinnereien Leipzig, Chemnitz, Fürth, Scharfenstein, Zschopau, Hohenfichte, Witschdorf, Mohsdorf und Oberlautersdorf. Hauptsitze der Tuchfabrikation sind Grossenhain, Bischofswerda, Kamenz, Kirchberg mit Umgebung und
Leisnig In Bosswein, wo bereits 1376 eine Tuchmacherinnung begründet wurde, ging die Tuchmacherei seit der Mitte des 19. Jahrh. zurück und hat vor mehreren Jahren ganz aufgehört. In Crimmitschau mit Umgebung und
Werdau werden vorzugsweise Buckskins, halbwollene und leichte tuchartige in Oederau, Hainichen, Beichenbach und Mylau Flanelle gerfertigt.
Glauchau und Meerane liefern Kleider- und Möbelstoffe,
Zittau und Beichenau Orleans. Hauptsitze der Baumwollen- und Halbbaumwollweberei sind das Vogtland, die Chemnitzer Gegend und ein Teil der Lausitz. Die
Seidenweberei wird in Frankenberg, Elsterberg,
Hohenstein-Ernstthal und Callnberg betrieben man hatte im Jahre 1864 Versuche angestellt, die Seidenzucht in grösserem Massstabe einzuführen, allein die Hoffnung wurde bald aufgegeben. Seidenspinnereien gibt es in Grossenhain, Rodewisch und Cunnersdorf bei Kirchberg. Bad Elster fertigt Seidensammet. Erwähnenswert sind noch die bedeutende Jutespinnerei und
Weberei in Meissen und die Nesselweberei in
Zittau
Für die Fabrikation von
Strumpfwaren (Strickerei und Wirkerei) sind die Hauptsitze Chemnitz, Hohenstein, Limbach, Lössnitz und Burgstädt mit Umgebung. Die Spitzenklöppelei im oberen Erzgebirge (Annaberg, Schneeberg, Eibenstock) beschäftigt immer noch eine Anzahl weiblicher Hände, hat aber unter der Konkurrenz der mechan.
Stickerei schwer zu leiden. Doch ist durch eine Anzahl Klöppelschulen im oberen Erzgebirge die Kunstfertigkeit der Klöpplerinnen sehr gefördert worden. Die
Stickerei und Spitzenfabrikation (Nadelarbeiten) hat einen bedeutenden Aufschwung genommen, der Hauptplatz dafür ist Plauen, ferner Eibenstock, Schneeberg,
Auerbach und Falkenstein. Die Posamentenfabrikation blüht im Obererzgebirge und
im Vogtland. Für die Veredelung der Gespinste und Gewebe,
Spitzen und Stickereien, Strumpf- und Strickwaren bestehen bedeutende Anlagen, in welchen namentlich auch das Ausland Fabrikate veredeln lässt. Die Hauptplätze dafür sind Plauen, Chemnitz und Reichenbach. Die Wäschefabrikation ist vertreten in der Gegend von Plauen und Schneeberg; Rüschen fabriziert Leipzig, Korsetts Oelsnitz i. V. In Freiberg und Umgegend blüht die Fabrikation leonischer Waren.
Sachsen, Provinz des preuss. Staates: die Textilindustrie ist vertreten durch Wollspinnereien in Mühlhausen und Langensalza, Baumwollspinnereien in Magdeburg und bei Halle, Wollwebereien in Magdeburg, Burg, Barby,
Langensalza und Zeitz, Leinenweberei in und bei Nordhausen und in Worbis (Eichsfeld), Baumwollweberei ebenda und in Mühlhausen,
Wirkerei und Strickerei, Häkelei und Stickerei, Färbereien und Veredelungsanstalten für
Garn und
Gewebe mit im ganzen etwa 23 000 Gewerbtätigen.