Greif (lat. : griphus; franz.: griffun; engl.: griffin), ein fabelhaftes Tier des Altertums, das an Grösse und Stärke einem Löwen gleich, mit dem Leib eines solchen und vier Krallenfüssen, aber mit zwei Flügeln und dem krummen Schnabel eines Raubvogels versehen ist. Als Kunstform verdankt er seine Entstehung dem Orient, von wo aus ihn der Grieche übernimmt und in seiner Weise idealisiert. Als Stoffmuster ist der G. erhalten auf einem sassanidischen
Gewebe des 6. Jahrh. (vgl. Abb. 2 auf Tafel II), unter chinesischem Einfluss ist der G. dargestellt auf einem orientalischen
Stoff des 10.- 11. Jahrh. (vgl. Abb. 7 auf Tafel II). Ebenso wird er als Stoffmuster in gleichzeitigen Geweben von
Sicilien übernommen (vgl. Abb. 109) und erscheint bis in das 13. Jahrh. hinein mit anderen Tierfiguren auf sarazenischen Geweben.
Abb. 109 Darstellung aus: Paul Schulze, Ueber Gewebemuster früherer Jahrhunderte, Leipzig 1893, S. 23. Seidenbrokat mit Darstellung von Greifenparen in reihenweis geordneten Kreisen; dazwischen Sterne. Sicilien 10. 12. Jahrh.