Carl Wilhelm Kolbe

Objektnummer: 4587
Nagler: 2-856
Verwendung: 18. Jhdt.
Wo angebracht: in der Platte
Farbe: schwarz
Typ: Monogramme

Objektnummer: 4467
Nagler: 2-856
Verwendung: 19. Jhdt.
Wo angebracht: in der Platte
Farbe: schwarz
Typ: Monogramme
geboren: 1757
gestorben: 1835

Text Nagler Band 2 Nr. 856:

Carl Wilhelm Kolbe, Zeichner und Radirer, geboren zu Berlin den 20. November 1757, gest. zu Dessau den 13. Januar 1835. Bis in sein Mannesalter als Sprachlehrer am Philantropinum in Dessau beschäftiget, erlangte er in der Oelmalerei nicht die gehörige Fertigkeit, und man findet daher ausser einigen guten Aquarellen und Gouachebildern nur schöne Kreide- und Tuschzeichnungen von seiner Hand. Sehr zahlreich sind aber die radirten Blätter des Meisters, welche zu seiner Zeit, ausserordentlichen Beifall fanden, und theils desselben sich noch erfreuen. Schüler von Chodowiecki und Meil, und nicht selten ein glücklicher Nachahmer Waterloo's, huldigte er besonders der von Salomon Gessner bezeichneten Richtung. Ein Theil seines Radirwerkes besteht daher in historischen Landschaften mit mythologischer und idyllischer Staffage im Geschmacke desselben. Darunter verstehen wir nicht die Blätter nach den Gouachegemälden und Laviszeichnungen Gessner's, welche unter folgendem Titel erschienen: Collection des tableaux en gouache et des dessins de S. Gessner, gravés a l'eau - forte par C. G. Kolbe. 25 Blätter mit Dedication an den Kaiser von Russland. Zürich 1806-1811, gr. fol. Kolbe hatte selbst verschiedene grosse Landschaften im Geschmacke Gessner's componirt, und mit entsprechender mythologischer und heroischer Staffage versehen. Auch seine Landschaften mit Hirten und Vieh sind im idyllischen Charakter behandelt. Die zwei grossen Blätter mit der Hirsch- und Löwenjagd gehören indessen nicht in diese Categorie, und auch mehrere andere Landschaften finden sich, deren Figurenstaffage dem eigentlichen Genre zufällt. In der Figurenzeichnung liegt indessen nicht seine Hauptstärke , obgleich man sehr schöne Figurenstudien von ihm findet.
Einen Versuch im grossen Style bietet das Blatt mit dem Sturz der Verdammten, gr. fol. Die Kenner werden es aber den kleineren Landschaften nachsetzen, und die Akte, welche er bekannt machte, hätte man ihm gern erlassen können. Kolbe ist nur in Landschaften, und besonders in den Baum- und Kräuterstudien trefflich. Auch solche Blätter haben einen idyllischen Charakter, wie das grosse Kräuterblatt mit dem Liebespaare in Arkadien, Philämon's Eiche nach Gessner's Idylle u. s. w.
Kolbe's Radirungen erschienen ursprünglich nicht in Folgen, sondern das eine oder das andere Blatt erhielt ein Gegenstück, und nur nach und nach entstand eine Folge zu sechs Blättern. Die Abdrücke dieser Art gehören zu den schönsten, und sie sind ohne Adresse. Zu den älteren Abdrücken gehören aber auch jene aus dem Wiener Industrie-Comptoir, und dem Fonds der chalcographischen Gesellschaft in Dessau. Aelteren Datums ist auch die Leipziger Ausgabe durch G. Fleischer und Zehl, und was Friedhof in Berlin vertrieb. In G. Fleischer's Kunstverlag erschienen vier Lieferungen mit Umschlagstiteln, grösstentheils landschaftlichen Inhalts, gr. fol., gr. qu. fol., fol., qu. fol., und kleineres Format: I. Lieferung 49 Blätter, II. Lieferung 12 Blätter, III. Lieferung 12 Blätter, und IV. Lieferung 12 Blätter. Die neuere Ausgabe erschien ebenfalls in Lieferungen. I. Sammlung, mit 49 nummerirten Blättern, Landschaften, Viehstücken, Studien von Figuren &c. enthaltend. Diese Folge stimmt bis auf wenige Blätter mit der Fleischer'schen Ausgabe überein, die Platten wurden aber auf 28 Grossfoliobogen abgedruckt. Hierauf erschienen weitere 6 Lieferungen in Umschlägen mit dem Titel: W. Kolbe's neue Sammlung radirter Blätter. I. u. II. Lieferung, mit 11 Capjtal-Landschafton, dabei sechs mit Nummern, und die dem Bau Opfernden, qu. roy. fol. III. und IV. Lieferung, mit 12 schönen Landschaften mit Staffage, zum Theil nummerirt, gr. qu. fol. V. u. VI. Lieferung, mit 21 Blättern Landschaften und einigen Kräuterstudien, gr. qu. fol., fol., qu. fol. u. qu. 4. Diese Lieferungen stimmen nicht mit jenen der Leipziger Ausgabe aus Fleischer's Verlag. Ueberdiess wurden aber noch immer einzelne grosse und kleinere Platten wieder abgedruckt,. so dass in Güte der Exemplare des Kolbe'schen Werkes ein wesentlicher Unterschied ist. Im
Todesjahre des Künstlers erschienen noch weitere sechs Blätter mit Landschafts- und Kräuterstudien unter dem Titel: C. W. Kolbe's nachgelassene landschaftliche Radirungen. Berlin 1835, gr. qu. fol. Die letzte Ausgabe Kolbe'scher Landschaften, aber noch immer in sehr guten Abdrücken, erschien bei Dietrich Reimer in Berlin unter dem Titel: Auswahl landschaftlicher Radirungen von C. Kolbe. Berlin 1848 I. u. II. Heft, 1850 III. Heft, gr. qu. fol.
Auf mehreren Blättern dieses Meisters findet man die gegebenen Initialen, die grösste Anzahl ist aber mit dem Namen versehen. Die Platten in ganz kleinem Formate scheinen in den neueren Ausgaben nicht mehr berücksichtigt worden zu seyn. Nach unserer Ansicht verdient aber die Folge von sechs Blättern mit Kühen in qu. 12. vor vielen grossen Landschaften Beachtung. Sie sind mit den Buchstaben der zweiten Reihe versehen.
Mit diesen Andeutungen müssen wir es bewenden lassen. Wer über den Künstler mehr wissen will, findet Aufschluss in seiner Selbstbiographie: Mein Lebenslauf und mein Wirken im Fache der Kunst und der Sprache. Berlin 1825, gr. 8. Kolbe erhielt wegen seines Verdienstes um die deutsche Sprache (!) das Diplom eines Doctors der Philosophie.


Literatur

Thieme, Ulrich / Becker, Felix / Vollmer, Hans (Hg.), Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart (37 Bände in 19 Teilbänden); Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts (6 Bände).

Nagler, Georg Kaspar ; Andresen, Andreas ; Clauss, Carl: Die Monogrammisten : und diejenigen bekannten und unbekannten Künstler aller Schulen, welche sich zur Bezeichnung ihrer Werke eines figürlichen Zeichens, der Initialen des Namens, der Abbreviatur desselben etc. bedient haben ; mit Berücksichtigung von Buchdruckerzeichen, der Stempel der alten Gold- und Silberschmiede ... , 5 Bände, 1858-1879


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